Montag, 25. Oktober 2010

Nureddin zu "Bis ans Ende der Welt"




Das Markusevangelium endet mit diesem Kapitel, und damit endet heute auch ein christlich-islamisches Projekt. Ein gläubiger Christ und ein gläubiger Muslim lesen gemeinsam die Bibel, mit viel Geduld und mit viel Respekt. Mir wurde es deutlich, wie ein frommes christliches Herz beim Lesen der Bibel, mit der Seele Jesu (Friede sei mit ihm) verschmilzt und wie das Evangelium seine Seele zu Gott bringt. Dieser Weg ist ein anderer als meiner, und ich vermag nicht Richter zu sein über den Weg, aber eins ist durch das Parallellesen der Bibel (wie zuvor des Koran) klar geworden: dass die Wege zu Gott so viele sind, wie die Atemzüge aller seiner Geschöpfe zusammen.

Die Bibel ist grundsätzlich anders aufgebaut als der Koran. Das Markusevangelium als ein Teil des Neuen Testaments ist wie der Rest eine Art Lebensgeschichte Jesu (FSMI). Die Bibel ist eher ein Buch mit Geschichten oder eine Art Geschichtsbuch. Der Koran hingegen hat zwar auch einige Geschichten, ist aber grundsätzlich anders aufgebaut. Er hat eine ganz andere Sprache, es geht ihm nicht hauptsächlich darum, Geschichten komplett wiederzugeben, sondern es scheint, dass es ihm vordringlich um die Pointe geht. Diese Pointe ist der Glaube an den einen, einzigen Schöpfer und das Leben nach dem Tod.

Die Bibel geht auch auf diese Themen ein, jedoch ist die Pointe nicht so klar wie im Koran, und sie lässt auch ein bestimmtes Resumé nicht zu. Die Gläubigen werden in ihrem Urteil etwas mehr allein gelassen, wohingegen das Urteil im Koran ganz klar und fest ist. Deim Lesen der Bibel wird auch deutlich, dass sie das ältere Werk ist, und dass sie ein Buch aus einer anderen Zeit ist als der Koran. Sie stellt andere Dinge wie etwa Heilunswirkungen stärker in Vordergrund als der Koran und ist sprachlich gesehen eher einfacher zu verstehen. Der Koran benutzt dagegen eine eher buntere Sprache und lässt Möglichkeiten zur Vielfalt im Nachdenken zu.

In beiden Büchern wird allerdings deutlich, dass sie keine einfachen Texte sind. Der Koran gibt Hinweise auf das Leben des Propheten, um das Verständnis zu erleichtern, das neue Testament dagegen
i s t das Leben Jesu (FSMI). Das ist für mich der markanteste Unterschied der beiden heiligen Bücher der Gläubigen. Beide lassen den Leser nur in sich hinein, wenn er viel Engagement und Freude mitbringt. Für die modern-hochmütigen, atheistisch angehauchten Menschen, die nicht den nötigen Respekt vor der Schrift aufbringen, sind die Texte recht schwer verdaubar.

An vielen Stellen habe ich den kritischen Blick der modernen Menschen vor Augen. Besonders im Alten Testament gibt es zahlreiche Stellen, die mit dem modernen Verständnis kollidieren könnten. Hier können etwa die Rolle der Frau, das Verhältnis zur Gewalt und die Gleichstellung der Völker zentrale Kritikpunkte darstellen. Im neuen Testament gibt es dagegen insgesamt einen anderen Unterton, der mit dem gewaltfreien und friedlichen Leben Jesu (FSMI) zu erklären ist.

Jesus (FSMI) hat nur kurz gelebt, man spricht von etwa 33 Jahren. In dieser Zeit, hat er weder eine grosse Anhängerschaft gefunden, noch hat er ein einfaches Leben führen können. Er hat wie ein Engel gelebt und eisern das Wort Gottes verkündet. Mohammed (FSMI) hat länger gelebt (63 Jahre) und hat eine grössere Gruppe von Gläubigen um sich herum geschart. Er konnte heiraten, Kinder zeugen, Verteidigungskriege führen, einen Gottesstaat gründen. Er war insgesamt wie die Propheten vor Jesus (FSMI) uns ähnlicher, menschlich näher. Möglicherweise, hat die wundersame Geburt Jesu (FSMI), ohne einen Vater, diese menschliche Seite ein wenig beeinflusst. Er war sicher kein Gott oder Gottes Sohn, hatte aber etwas Niedagewesenes an sich, das ihn vor Heirat etc. fernhielt.

Als Resumé möchte ich als gläubiger Muslim sagen, dass das Studium des Markusevangeliums meinen Glauben insgesamt gestärkt hat. Ich habe erkannt, dass die Bibel ein lesenswertes Buch ist und für interkulturelle Menschen ein Muss darstellt. Das Leben Jesu (FSMI) ist für uns Muslime genau so wichtig wie für Christen, und wir müssen es lesen.

Das Neue Testament stellt dafür eine gute Möglichkeit dar. Allerdings müssen die Stellen, die mit dem Islam im Widerspruch stehen, kritisch differenziert werden. Hauptsächlich ist das die Lehre von der Trinität, die ja selbst unter Christen unterschiedlich verstanden wird. Trotzdem sollte der kritische Blick den muslimischen Leser nicht abschrecken, das Buch zu lesen. Ich habe durch das Studium mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit der Christen und Muslime gefunden als vorher.

Um nochmal auf die letzte Bibelstelle zu kommen und Christians Frage zu beantworten: die Geschichte wäre m.E. nicht anders verlaufen, wenn die Christen sich äußerlich anders gezeigt hätten, als der Prophet Mohammed (FSMI) ihnen begegnete. Denn es war von vorneherein klar, dass Mohammed (FSMI) als Siegel der Propheten zum Schluss der Zeit, als Ahmed (Aufklärer) kommen sollte und die Offenbarung Gottes komplettisieren sollte.

Die Propheten sind von Gott beauftragte Wesen. Sie handeln im Auftrage Gottes. Ihr unvergleichliches Leben und ihre leidenschaftliche Hingabe ist der Beweis für ihre Prophetenschaft. Für alle Propheten gelten diese uneigennützigen Eigenschaften, so auch die von Jesus und Mohammed (FSMI beiden). Mohammed (FSMI) hat mit dem Islam selbstverständlich keinen eigenmächtigen Protestzug gegen eine schwache Gruppe von syrischen Christen gestartet. Er ist mit dem Auftrag Gottes gekommen und unterstützt durch die Offenbarung des Koran, um die Religion zu vervollkommnen und um eine Reinigung vom Aberglauben durchzuführen und im Ergebnis die Menschen zum geraden Weg zu führen. Demnach ist Mohammed(FSMI) als letzter Prophet des selben, einen Gottes nicht nur der Prophet der Muslime, sondern auch der Prophet aller Menschen.

Gott spricht zu Mohammed (FSMI):

Dir zu Liebe habe ich das Universum erschaffen.

Wir Muslime glauben, dass Gott Mohammed (FSMI) als den ersten Menschen aus seinem eigenen Licht erschaffen hat. Aus dem Geist Mohammeds (FSMI) hat er die Materie und folglich die Sterne, die Erde, die anderen Propheten und auch uns geschaffen. Aus dem Geist Mohammeds (FSMI) ist alles im Universum erschaffen. Daher rührt die Sonderstellung Mohammeds (FSMI) unter den Propheten. Der Prozess des ersten fleischgewordenen Menschen, Adam (FSMI), spielt sich erst danach ab. Adam (FSMI) ist für die Muslime nicht nur der Vater aller Menschen, sondern auch ein Prophet.

Jeder vorausgehende Prophet hat seine Nachkommenschaft vorausgesagt. So hat auch Jesus (FSMI) das Kommen des Propheten Mohammed (FSMI) vorausgesagt. In der jetzigen Bibel wird an verschiedenen Stellen diese Botschaft deutlich. Im griechischen Urtext der Bibel taucht der Name Paraklet auf. Paraklet hat dieselbe Bedeutung wie das arabische Wort Ahmed, der ein Name des Propheten Mohammed (FSMI) ist und auch im Wort Mohammed, mit H-M-D vorkommt. Martin Luther hat das Wort Paraklet mit Tröster, den heiligen Geist, übersetzt.

In der Lutherbibel steht:

{Johannes.16,5-7}
5Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin? 6Sondern weil ich solches geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden. 7Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn so ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch; so ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.

{Johannes.14,16}
Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, daß er bei euch bleibe ewiglich.

{Johannes.14,26}
Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe.

{Johannes.16,8-9}
8Und wenn derselbe kommt, wird er die Welt strafen um die Sünde und um die Gerechtigkeit und um das Gericht: 9um die Sünde, daß sie nicht glauben an mich;

{Johannes.15,22}
Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen.

{Johannes.15,24}
Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie es gesehen und hassen doch beide, mich und den Vater.

{Johannes.16,10}
um die Gerechtigkeit aber, daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet;

{Apostelgeschichte.5,31}
Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zu einem Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden.

{Römer.4,25}
welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt.

{Johannes.16,11}
um das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

{Johannes.12,31}
Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.

{Johannes.16,12}
Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.

{1 Korinther.3,1}
Und ich, liebe Brüder, konnte nicht mit euch reden als mit Geistlichen, sondern als mit Fleischlichen, wie mit jungen Kindern in Christo.

{Johannes.16,13}
Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht von sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden.

{Johannes.14,26}
Aber der Tröster, der Heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt habe.

{1 Johannes.2,27}
Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt bei euch, und ihr bedürfet nicht, daß euch jemand lehre; sondern wie euch die Salbung alles lehrt, so ist's wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibet bei ihm.

{Johannes.16,14-15}
Derselbe wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. 15Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich euch gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.

{Johannes.3,35}
Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.

{Johannes.17,10}
Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verklärt.

Für die Judenchristen war diese Sicht eine Selbstverständlichkeit und sie haben auf das Kommen des Aufklärers, Paraklets, Ahmeds gewartet. Sie wurden allerdings von den griechisch-römisch beeinflussten Heidenchristen übertönt und der Glaube wurde ihnen aberkannt.

Nun, diese islamischen Folgerungen stehen gewiss im Widerspruch zu der aktuellen christlichen Sicht. Für sie ist der Paraklet der heilige Geist im Sinne des Dreifaltigkeitsglaubens, und von daher erwarte ich natürlich keine Übereinstimmung mit meinen christlichen Freunden. Ich denke aber, dass es den einen oder anderen geben wird, der darüber mutig nachdenkt. Mohammed (FSMI) ist wahrlich der Aufklärer, auf den die Menschen warten. Nur schade, dass die Menschen ihn nicht richtig kennen, sondern vielfach kitschige Klischees das falsche Bild des kriegerischen, polygamen Barbaren bestimmen lassen.

Dabei ist alles so deutlich. Kein anderer, als Mohammed (FSMI), hat nach Jesus (FSMI) die tiefe Wirkung der selben Quelle so zum Ausdruck gebracht. Kein anderer hat sich auf Jesus (FSMI) bezogen, kein anderer hat den Monotheismus gepriesen. Kein anderer ist nach Jesus (FSMI) gekommen und keine Religion wächst, wie der Islam. Der Islam ist für die Welt keine fremde Religion, nicht fremder als das Judentum oder das Christentum. Ich weiß, dass meine christlichen Freunde anders darüber denken, aber dass sie dieser islamischen Sicht mit Geduld und Respekt begegnen werden.



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