Montag, 18. Oktober 2010

Nureddin zu "Tod und Begräbnis"




Das irdische Ende Jesu (Friede sei mit ihm) naht. Die Zeilen des Evangeliums werden schwerfälliger, eine tiefe Trauer zieht den Leser in ihren Bann und auch ein tiefer Schock. Ich muss zugeben, dass ich die letzten Stunden des Jesu (FSMI) sehr traurig finde, egal ob man den Bericht darüber wie ein Muslim oder wie ein Christ liest.

Er hat ein schwieriges Leben geführt, hat mehr gelitten als gelebt und zum Schluss dann dieser Abschied. Die Krönung ist das Ensemble der Hinrichtenden: die Schriftgelehrten, die Weisen und der römische Staat, die zusammen für Recht, Ordnung und Wohlergehen der Menschen sorgen sollten. Was auf der einen Seite äußerlich gesehen so furchtbar erscheint, ist auf der anderen Seite im Kern notwendig für vieles, was daran gebunden und gut ist. Hieraus kann ein gläubiger Mensch ein differenzierteres Verständnis für die Opfer von Naturkatastrophen und anderen schlimmen Schicksalen ableiten. Es ist hier wie mit manchen Medikamenten, die äußerlich bitter, aber innerlich süß sind, weil sie notwendig sind.

Auf der anderen Seite wäre der Abgang Jesu (FSMI) durch einen heimlichen, für die Menschen nicht erkennbaren Mord nicht so wirkungsvoll auf die Massen gewesen und deshalb Jesu unvergleichlicher Bedeutung unangemessen. Er musste fast auf diese spektakuläre Weise von dieser Welt gehen, durch die Hand der obersten, mächtigsten Menschen seiner Zeit, um zu zeigen, dass er ihnen überlegen ist, und dass diese Mächtigen eine teuflische Allianz bilden. Sein Dahinscheiden ist keinesfalls eine Niederlage, sondern ein angemessener Abgang, mit einem Paukenschlag gegen alles Gottlose. Wer Gott gegen sich hat, hat in Wirklichkeit nichts, und wer Gott an seiner Seite hat, der hat alles.

Das Ergebnis bestätigt mich. Rom hat sich dem Christentum ergeben, die jüdischen Schriftgelehrten mussten mit ansehen, wie mehr und mehr die Menschen zum Christentum übergetreten sind und nun über 2 Milliarden Christen weltweit Jesus ehren und lieben. Auch über 1,5 Milliarden Muslime schließen sich der Liebe zu Jesus (FSMI) an. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lieben demnach Jesus (FSMI), ganz gegen den Wunsch der Hinrichtenden. Der Weggang Jesu (FSMI) ist daher ein Sieg und keine Niederlage.

Die Christen empfinden, in der Kreuzigung Jesu (FSMI), das Zentrum ihrer Religion. Die Figur des am Kreuz hängenden Jesus (FSMI), der leidet, der nicht gerettet wird, verkörpert für Christen die Opferung Jesu (FSMI) für die Menschheit. Das Rätsel dieses Momentes werden die Muslime für sich anders interpretieren, doch wie oben beschrieben hat dieser außerordentliche Moment trotzdem die Menschheit ganz im Sinne der Liebe Gottes eingehüllt, sowohl die Christen als auch uns Muslime.

Wünschenswert wäre für uns Muslime, dass Christen dem Propheten Mohammed (FSMI) eine ähnliche Liebe entgegen brächten wie Muslime sie Jesus (FSMI) entgegen bringen. Ich bin optimistisch, dass das geschehen wird, weil das stärkste Merkmal des Christentums die Liebe ist, und die Christen diese Liebe Mohammed (FSMI) nicht verwehren dürfen, wenn sie ihn wirklich kennen.

In Folge dessen denke ich, dass unser Jahrhundert durch die Allianz der gläubigen Christen und Muslime mehr und mehr ein Jahrhundert des Glaubens sein wird, das den Weltfrieden sichern wird.


1 Kommentar:

  1. Lieber Nureddin,

    ganz bemerkenswert finde ich es, wie weit Du Dich in das Christentum hineindenken und hineinfühlen kannst. Das ist sicher nicht jedem in solcher Weise gegeben.

    In einem Punkt stimme ich mit Dir nicht unbedingt überein. Ich bin nicht der Meinung, dass ich den Dalia Lama oder Zathustra oder Krischna oder wen immer lieben muss, damit die Welt endlich gemeinsam zu einem Frieden findet.

    "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst", findet man als Essenz, nur anders formuliert, in allen Religionen. Deshalb halte ich es für notwendig, dass die Menschen die Religion, in die sie hineingeboren sind, oder die sie als Erwachsene für sich erwählt haben, bis auf den Grund durchleben und in all ihr Denken und Tun mit einbeziehen, damit wäre schon alles getan.

    Wieviel Leben bräuchte man, um alle Religionen zu erfassen. Das geht ja mit einem tiefen Erleben einher und mit vielen Prüfungen, die man zu bestehen hat. Was dem anderen heilig ist, sollte man niemals entweihen, das gilt für jede große Religion genauso wie für die Naturreligionen, die es ja auch noch gibt. Und man sollte respektvoll allem begegnen, was man an seinen Mitmenschen als etas Religiöses erkennt.
    Das sind die Dinge, auf die es ankommt, dass man sein Herz weitet und immer wieder andächtig staunend vor der Vielfalt der Welt und der Menschen steht.
    Ja, hoffen wir gemeinsam, dass die Menschen mit Beharrlichkeit ihre jeweilige Religion zu erkennen suchen und dem Nächsten mit Liebe, so weit sie das vermögen, gegenüberstehen.
    Und wenn Mohammed mein Nachbar wäre, würde ich ja auch danach trachten, ihn zu lieben.

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