Mittwoch, 30. Juni 2010

Nureddin zu "Ein Irrtum der Jünger"




Jesus (Friede sei mit ihm) weiß von seinem Schicksal, und trotzdem versucht er nicht, diesem auszuweichen und ihm zu entrinnen. An dieser Entschlossenheit müssen sich die Jünger zunächst einmal üben, aber schliesslich entscheiden sie sich für das Richtige. Sie folgen ihm treu.

Sowohl an dem Verhalten des "Sohn des Menschen" und nicht "Sohn Gottes", als auch am Verhalten seiner Jüngern wird deutlich, was wahre Gottergebenheit, was Glauben bedeuten. Diese besonderen Menschen gehen mit Herzensruhe ihrem sicheren, äußerlich bitteren Schicksal entgegen. Doch ist das äußerlich so bitter anmutende wirklich bitter, oder ist es nicht eher süß?

Für Menschen, die keinen Glauben an das Leben nach dem Tod haben, ist der Tod ein Ende, eine Hinrichtung. Dagegen sollte uns Muslimen und den Christen der Glaube an das Leben nach dem Tode eine innere Zufriedenheit und Sicherheit geben, welche auch die Entscheidung Jesu (FSMI) und seiner Jünger verständlich macht. Für sie ist der Tod kein Ende, sondern ein Anfang. Es ist ein Wiedersehen mit allen Lieben, die vor uns diesen Weg gegangen sind. Es ist ein Treffen mit dem Geliebten, mit unserem Gott.

Aber das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken zu vergeben, steht nicht bei mir, sondern ist für die , denen es bereitet ist.

Als Muslim sehe ich hier einen Hinweis Jesu (FSMI) auf eine andere Menschengruppe als auf die Gruppe der Jünger. Ein ähnliches Hadith (Prophetenwort) fällt mir ein, nämlich als einmal der Prophet Muhammed (FSMI) seine Brüder grüßt und seine Jünger ihn fragen, ob sie damit gemeint sind. Er antwortet ihnen: ihr seid meine Freunde, meine Brüder kommen erst zu jener Zeit, in der die Religion am Boden liegt. Diese Mutigen, Entschlossenen werden sie wieder auf den Thron heben, auf den sie gehört.

Es ist die Generation der Gläubigen unmittelbar vor dem Ende, die der Religion wieder neues Leben einhauchen wird, den messianischen Atem von Jesus (FSMI). Sind diese Gläubigen eine Allianz von wahren muslimischen und wahren christlichen Gläubigen kurz vor dem Ende der Welt, eine Allianz gegen alles Übel? Nur Gott weiß es am besten.

Die wohl bedeutendste friedliche muslimische Bewegung in unserer Gegenwart ist die Gülen-Bewegung. Diese Bewegung nimmt den Namen von ihrem Initiator und Vordenker, dem türkisch-islamischen Denker Fethullah Gülen. Die Bewegung befolgt Regeln, die man sowohl bei Jesus (FSMI) als auch bei Muhammed (FSMI) wiederfindet: zu leben, um andere lebendig werden zu lassen, und so zu leben, daß man ausschliesslich nur im Sinne Gottes handelt (Ihlas heißt dieses Prinzip). Das bemerkenswerte an dieser Bewegung ist, daß sie ihre Arbeitsweise auch Hizmet nennt, was "Dienst" bedeutet. Es ist auch bei Jesus (FSMI) in obiger Bibelstelle wiederzufinden. Ein Zufall? Gott weiß es am besten.




Dienstag, 22. Juni 2010

Ein Irrtum der Jünger




Sie waren aber auf dem Weg und gingen hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging vor ihnen her; und sie erschraken. Die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm wieder die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren sollte: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten überliefert werden; und sie werden ihn zum Tod verurteilen und werden ihn den Nationen überliefern; und sie werden ihn verspotten und ihn anspeien und ihn geißeln und töten; und nach drei Tagen wird er auferstehen.

Und es treten zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sagen zu ihm: Lehrer, wir wollen, daß du uns tust, um was wir dich bitten werden. Er aber sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tun soll? Sie aber sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken sitzen in deiner Herrlichkeit! Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wißt nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder mit der Taufe getauft werden, mit der ich getauft werde? Sie aber sprachen zu ihm: Wir können es. Jesus aber sprach zu ihnen: Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich getauft werde, werdet ihr getauft werden; aber das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken zu vergeben, steht nicht bei mir, sondern ist für die , denen es bereitet ist.

Und als die Zehn es hörten, fingen sie an, unwillig zu werden über Jakobus und Johannes. Und Jesus rief sie zu sich und spricht zu ihnen: Ihr wißt, daß die, welche als Regenten der Nationen gelten, sie beherrschen und ihre Großen Gewalt gegen sie üben. So aber ist es nicht unter euch; sondern wer unter euch groß werden will, soll euer Diener sein; und wer von euch der Erste sein will, soll aller Sklave sein. Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.

Und sie kommen nach Jericho. Und als er und seine Jünger und eine große Volksmenge aus Jericho hinausgingen, saß der Sohn des Timäus, Bartimäus, ein blinder Bettler, am Weg. Und als er hörte, daß es Jesus, der Nazarener, sei, fing er an zu schreien und zu sagen: Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner! Und viele bedrohten ihn, daß er schweigen sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und Jesus blieb stehen und sagte: Ruft ihn! Und sie rufen den Blinden und sagen zu ihm: Sei guten Mutes! Steh auf, er ruft dich! Er aber warf sein Gewand ab, sprang auf und kam zu Jesus. Und Jesus antwortete ihm und sprach: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blinde aber sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich sehend werde. Und Jesus sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dich geheilt! Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm auf dem Weg nach.

(Kapitel 10, 32 – 52)

Nach muslimischer Vorstellung gibt es einen grundlegenden Irrtum der Jünger Jesu, der in ihrer fehlerhaften, von der griechischen Umwelt beeinflußten späteren Wiedergabe der Lehre Jesu besteht. Folgt man dem Zeugnis des Markus, dann haben die Jünger schon sehr viel früher, zu Lebzeiten Jesu eine ganze Reihe von Fehlern gemacht. Einer davon wird hier auf besonders blamable Weise geschildert: Jesus schickt sich an, in wenigen Tagen sein grausames Martyrium zu erfüllen, und die Jünger bewerben sich um die glänzenden ersten Plätze in der künftigen Regierung des Reiches Gottes! Die Szene wirkt fast lächerlich und stellt die Jünger in ein äußerst ungünstiges Licht.

Jesus reagiert überraschend milde auf den unangemessenen Ehrgeiz seiner Jünger. Nein, sagt er, die ersten Plätze im Reich Gottes kann er nicht vergeben, es steht ihm nicht zu. Und dann nimmt er die Gelegenheit wahr und redet ganz allgemein vom neuen Charakter der Herrschaft im Reich Gottes: der König dieses Reiches ist der Diener und Sklave aller, nicht ihr Herr.

In der Geschichte der Christen ist diese Lehre vom Diener-König oft vergessen worden. Man hat gesagt: so etwas es geht in der Praxis nicht, denn jeder König, der nicht konsequent herrscht, dem tanzen die Leute auf der Nase herum. Aber es hat auch immer wieder gelungene Versuche gegeben, nach den Grundsätzen dieses sanftmütigen und demütigen Reichs zu leben. Besonders in kleinen Gemeinschaften, in Familien und Nachbarschaften, gab es immer wieder das Bestreben, einen unteren Weg zu finden, Konflikte durch Nachgeben zu lösen, den Frieden vor den Besitz zu stellen, vor die Macht, manchmal sogar vor die Vernunft.

Man weiß nicht, wie sich die Welt ohne die mit der Person Jesus verbundene Lehre und ohne sein Vorbild der Sanftmut anders entwickelt hätte. Aber man kann sicherlich sagen, daß mit Jesus eine neue Lebensform und -möglichkeit in die Welt gekommen ist, eine Alternative zu Herrschaft und Gewalt. Sie hat bis heute nichts von ihrer Anziehungskraft verloren.



Montag, 21. Juni 2010

Nureddin zu "Ehe, Kinder, Reichtum"




Die Scheidung gilt im Islam als die schlechteste von allen erlaubten Taten, die ein Muslim begehen darf. Es sind eine ganze Reihe von vorhergehenden Maßnahmen vorgesehen, damit eine solche Handlung erschwert wird. Erst wenn gewaltige Differenzen zwischen den Partnern auftreten und die Ehe dadurch für alle Beteiligten zur Hölle wird, erlaubt der Islam die Scheidung als letzte Möglichkeit.

Meiner Meinung nach will auch Jesus (Friede sei mit ihm) eigentlich nichts anderes. Er will die Scheidung als etwas Negatives festhalten und damit die Menschen von ihr abhalten. Aber in der letzten Konsequenz ist trotzdem auch bei ihm die Scheidung gegeben, wenn man den propphetischen Vorwurf der Herzenshärte über sich ergehen lassen will. Ich finde, dass die Kirche in diesem Punkt Jesus (FSMI) nicht richtig interpretiert hat. Denn Jesus (FSMI), als Bote Gottes, wird die Menschen nicht vor unlösbare Aufgaben stellen. Wie im Falle des Zölibates empfinde ich das Verbot der Scheidung als etwas Unnatürliches und damit als etwas, was Gott dem Menschen nicht abverlangen wird.

Was den Zölibat angeht, so wird es einzelne Menschen geben, die wie Jesus (FSMI) ein zölibateres Leben führen können, und es sind bewundernswerte Menschen, die diesen Weg gehen können. Aber sie werden die Ausnahme sein, und die schwere Entscheidung für ein zölibatäres Leben darf nicht so ausgeweitet werden wie es die katholische Kirche betreibt. Katholische Priester und Nonnen stellt man vor eine schlechte Wahl, wo doch feststeht, daß die wenigsten ein enthaltsames Leben führen können. Darin liegt meiner Meinung nach auch ein Teil der Ursachen für die schrecklichen sexuellen Übergriffen an Kindern und Schutzbefohlenen, die in diesen Tagen gehäuft bekannt werden.

Verbietet man etwas Gottgewolltes, Natürliches und Gutes wie die eheliche Sexualität, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß der Trieb an falscher Stelle ausbricht. Meistens sind es dann die schutzloseren Wesen, die Kinder. In einem Hadith heißt es :

Erschwert nicht, erleichtert hingegen.

Die Protestanten haben den katholischen Standpunkt glücklicherweise korrigiert und sind damit dem Islam in diesem Punkt näher gekommen. Sexualität ist keine Sünde, wenn sie im ehelichen Rahmen geschieht, im Gegenteil.

Bei der Scheidung ist es ähnlich. Leider verläuft nicht jede Ehe erfolgreich. Eine gut verlaufende Ehe ist wie ein Stück Paradies im Diesseits, dagegen arten manche unglücklichen Ehen zur Hölle aus. Da ist eine Ausnahme, ein Ausweg besser als die Fortsetzung einer qualvollen Ehe. Deshalb empfinde ich auch die Bezeichnung des Ehebruchs für die Scheidung als sehr hart, abgesehen davon, dass die Ehe natürlich zerbricht, wenn geschieden wird.

Bei der Kinderliebe oder beim Respekt vor Älteren verhält es sich bei Jesus (FSMI) nicht anders als bei Muhammed (FSMI). Diese Tugenden nehmen leider in der modernen Gesellschaft immer weiter ab, trotz der etwas lebendiger scheinenden Lebensweise unter den Muslimen.

Was die Beziehung zu Geld und Besitz angeht, so sind sich die beiden großen Propheten Jesus und Muhammed (FSMI beiden) in ihrem Urtiel ebenfalls ähnlich. In einem Hadith heißt es sinngemäß, daß Gott Muhammed (FSMI) gefragt hat, ob er es vorzieht, ein königlicher Prophet zu sein oder ein Prophet mit einfachen Möglichkeiten. Er wählt wie Jesus (FSMI) den bescheidenen Weg der einfachen Möglichkeiten und wendet sich mit Freude von weltlichen Ehren ab.

Ich denke, daß diese Wahl eine besondere Botschaft an uns ist. Auch wir dürfen dem Diesseits nicht mehr Gewicht verleihen als unserem Jenseits, genau wie unsere Vorbilder.

Interessant finde ich die Stelle:

Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.

An dieser Stelle tadelt Jesus (FSMI) einen Menschen, der ihm Lob entgegenbringt und ihm eine gewisse Gottesrolle zuspielen will. Jesus (FSMI) unterstreicht mit seinem Tadel die monotheistische Aussage des Christentums, daß nur einem dieses Lob begührt, nämlich dem einen Gott. Ich finde solche Stellen in der Bibel richtiger als andere Stellen, die im Widerspruch dazu stehen, die nämlich die Sohnschaft Jesu (FSMI) besagen. Diesen Widerspruch werden Christen lösen, in dem sie zu ihrem reinen Monotheismus zurückkehren.



Donnerstag, 17. Juni 2010

Ehe, Kinder, Reichtum





Und er brach von dort auf und kommt in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordan. Und wieder kommen Volksmengen bei ihm zusammen, und wie er gewohnt war, lehrte er sie wieder. Und es traten Pharisäer zu ihm und fragten ihn, um ihn zu versuchen: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau zu entlassen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? Sie aber sagten: Mose hat gestattet, einen Scheidebrief zu schreiben und zu entlassen. Jesus aber sprach zu ihnen: Wegen eurer Herzenshärtigkeit hat er euch dieses Gebot geschrieben; von Anfang der Schöpfung an aber hat er sie als Mann und Frau geschaffen. "Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein"; daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. Und im Hause befragten ihn die Jünger deswegen noch einmal; und er spricht zu ihnen: Wer seine Frau entläßt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegen sie. Und wenn sie ihren Mann entläßt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.

Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren sie an.
Als aber Jesus es sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen! Wehrt ihnen nicht! Denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind, wird dort nicht hineinkommen. Und er nahm sie in seine Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie.

Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote weißt du: "Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis reden; du sollst nichts vorenthalten; ehre deinen Vater und deine Mutter!" Er aber sagte zu ihm: Lehrer, dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an. Jesus aber blickte ihn an, gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eins fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib den Erlös den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Er aber ging, entsetzt über das Wort, traurig weg, denn er hatte viele Güter. Und Jesus blickte umher und spricht zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes hineinkommen! Die Jünger aber erschraken über seine Worte. Jesus aber antwortete wieder und spricht zu ihnen: Kinder, wie schwer ist es, in das Reich Gottes hineinzukommen! Es ist leichter, daß ein Kamel durch das Öhr der Nadel geht, als daß ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt. Sie aber gerieten ganz außer sich und sprachen zueinander: Und wer kann dann errettet werden? Jesus aber sah sie an und spricht: Bei Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott sind alle Dinge möglich. Petrus begann und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Da ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlassen hat um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfängt, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker unter Verfolgungen und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben. Aber viele Erste werden Letzte und Letzte Erste sein.


(Kapitel 10, 1 – 31)

Mit diesem zehnten Kapitel endet die Geschichte von Jesus in Galiläa am See Genezareth, der eher friedliche Teil seines irdischen Wirkens. Es beginnt der Weg hinauf in die Berge von Judäa, zur Stadt Jerusalem, in den Tod (Kapitel 15) und in die Auferstehung (Schlußkapitel 16). Auf dem Weg werden drei wichtige Themen besprochen: die Liebe zwischen Mann und Frau, die Liebe zu Kindern und die Liebe zum Geld.

Was Liebe und Ehe betrifft, so ist Jesus im Vergleich mit seinem Vorgänger Mose und seinem Nachfolger Mohammed strenger als beide: er verbietet jede Art von Ehescheidung. Bevor man ihn deshalb als rigoros und weltfremd tadelt, sollte man den Kern seiner Begründung hören. Nach seiner Lehre ist eine Ehescheidung ausnahmsweise allen solchen Menschen erlaubt, die mit einem harten Herzen leben. Sie sollen nicht schwerer tragen müssen, als es aufgrund ihrer zur Lieblosigkeit neigenden Natur nötig ist.

Wer dagegen ein weiches Herz hat, eines aus Fleisch statt aus Stein, wie es der Prophet Hesekiel (dort im Kapitel 11,19) für das Ende der Zeiten vorausgesehen hat, und wie es durch Jesus jetzt in einem neuen Reich Gottes möglich wird, der kann sein Leben entlang der Linien einer natürlichen Schöpfungsordnung führen, in der die Ehen, wie es auch im Volksmund heißt im Himmel geschlossen werden und auf ewig unauflöslich sind.

Aus der kleinen Szene mit den Kindern hat der christliche Glaube eine ganze Fülle von Erkenntnissen über das Wesen Gottes gewonnen. Sie gehört zum Glaubensgut jedes Christen, und es hat den Christen vielleicht einen manchmal leicht spielerischen Charakter und damit einen Vorteil in der Geschichte verschafft, daß sie wie die Kinder leben durften und nicht ganz so ernst und streng in die Welt blicken mußten wie die Juden und die Moslems. So ihr nicht werdet wie die Kinder… steht über mancher christlichen Philosophie, und ich fühle mich jedesmal angelächelt und eingeladen.

Der reiche Jüngling ist eine für viele Christen problematische, ja tragische Figur. Ohne die Spannung auflösen zu können, die in seinem Auftreten steckt, will ich doch auch hier den Blick auf ein kleines Detail lenken: Jesus gewinnt den jungen Mann lieb und wenn er am Ende traurig von Jesus weg geht, dann ist offenbar auch Jesus traurig und klagt über die Erschwerung des Eintritts in das Reich Gottes. Aber er sagt auch: wer den Eintritt wagt, wird seinen Einsatz nicht bereuen. Er wird am Ende zu den Gewinnern gehören.



Nureddin zu "Berg der Verklärung"




Bewunderung ist der richtige Ausdruck für mein Empfinden, das ich für die Natürlichkeit und gleichzeitig auch für die Selbstaufgabe der Apostel hege. Die Sahabi des Propheten Mohammed (Friede sei mit ihm) waren genau wie sie. Sie und die Jünger waren Menschen aus eher einfachen Verhltnissen. Sie waren weder Adelige noch Würdentärger - bis sie Jesus (FSMI) kennenlernten. Sie vollbrachten aber trotz ihrer eher defizitären Ausgangssituation eine großartige Leistung für die Menschheit, indem sie trotz aller widrigen Umstände die Wahrheit in Jesus (FSMI) erkannten und ihm bis zum Äußersten Gehorsam leisteten. Damit öffneten sie vielen Menschen bis in unsere Zeit den Weg, sich im Glauben für das Unbequeme aber das Richtige zu entscheiden, statt dem bequemen aber dem eindeutig falschem Weg weiter zu folgen.

Sie nahmen vieles in Kauf um der Wahrheit willen und ernteten Schelte und Anfeindung bei den zeitgenössischen Machthabern, bei den Schriftgelehrten und womöglich sogar in ihrer eigenen Familie. Sie zeigen uns auch heute noch den richtigen Weg, und zwar immer dann, wenn wir selbst vor einer Entscheidung stehen, wobei es klar ist: die Herzen liegen in der Hand Gottes.

Als Gläubige müssen wir einem Regelwerk folgen, das von Gott als Prüfung für uns bestimmt ist. Dieses Regelwerk kann nicht nach unserem eigenene Geschmack und unserer jeweiligen Laune revidiert oder korrigiert werden. Wir können nicht Dinge hinzuerfinden oder andere weglassen, weil sie uns nicht gefallen. Wenn wir etwas verändern sollen, dann ist es unser Leben, nicht anders herum.

Natürlich ist unser Leben wie jede Prüfung mit Mühen verbunden und fordert Fleiß und Ausdauer von uns. Natürlich dürfen wir nicht immer das tun, was unser Herz begehrt. Und natürlich ist der Verzicht, die Enthaltsamkeit zunächst einmal unbequem. Natürlich würde unsere körperliche Seite am liebsten essen und trinken wollen, was sie will, und sich paaren, mit wem auch immer sie es will.

Aber als Menschen haben wir neben dieser tierischen Seite auch eine andere Seite, die ich einmal unter dem Oberbegriff der Vernunft zusammenfassen möchte. Diese Vernunft sagt uns, dass wir Menschen mehr sind als nur Tiere. Wir dürfen nicht essen, trinken und paaren wie wir wollen, sondern wir folgen einem vernünftigen Regelwerk, das uns vor körperlichen und seelischen Gefahren schützt. Dieses Regelwerk ist die Religion und stammt vom Gott dem Schöpfer alles Seins.

Wie vernünftig dieses Regelwerk ist, erkennen wir an denen, die diesen Regeln aufrichtig und maßvoll folgen. Sie sind glücklicher als die, welche nicht glauben, und sie sind sich einer guten Zukunft gewiss. Diesen Optimismus haben Atheisten nicht. Für sie ist der Tod ein Ende, eine Hinrichtung. Die Folge ist ein Pessimismus, der sie quält.

Es ist keine Freiheit, wenn man wie ein Tier alles tun darf. Ein Mensch wird frei in einem System, das ihm diese Freiheit sichert, indem es sie regelt. Man stelle sich vor, alle Ampeln, alle Fahrbahnmarkierungen im Straßenverkehr würden abgeschafft und jeder verhielte sich frei nach seinem Gutdünken. Wir können uns alle denken, welches Chaos dabei entsteht. Genauso verhält es sich bei Religionen. Die Religion ist nichts anderes als ein System, das den Menschen vor sich selbst schützt, so daß er im Diesseits und im Jenseits glücklich werden kann.

Die Apostel waren Menschen, die das erkannt und sich richtig entschieden haben. Sie haben hier auf der Erde verzichtet, um im Jenseits zu ernten. Damit werden sie unsere Vorbilder, unsere Idole.