Montag, 11. Oktober 2010

Marga Behrend an Nureddin




Lieber Nureddin,

Deine Ausführungen habe ich mir durchgelesen, nicht unbedingt en bloc, das wäre mir zu viel auf einmal gewesen, aber trotzdem möchte ich Dir zu dem einen und anderen doch eine Antwort geben.

Als Jesus gefangen genommen wurde, schlug einer seiner Jünger dem Diener des Hohnpriesters ein Ohr ab. Aber Jesus sagte zu ihm: "Stecke dein Schwert ein, oder soll ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat nicht trinken?" Also, so ganz ohne für ihren Meister einzutreten haben sich die Jünger nicht verhalten.

Auch in der Todesstunde war Er nicht allein. Sein Lieblingsjünger Johannes war bei ihm, ebenso seine Mutter Maria und Maria Magdalena und noch eine Maria. Sie harrten bei Ihm aus.

Was Du über die traurige Grundstimmung der Christen sagst, kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Natürlich gehen auch wir Karfreitag immer wieder mit Jeus unter Tränen ans Kreuz, aber wir dürfen unter dem Kreuz nicht stehen bleiben. Die Geschichte endet schließlich mit der Auferstehung Jesu. Von Ostern bis zu seiner Himmelfahrt ist er immer wieder seinen Jüngern erschienen und hat mit ihnen
gesprochen. Wer ihn aber als erste sehen durfte, das war Maria-Magdalena und ihr Jubel kannte keine Grenzen:"Der Herr ist auferstanden, Er ist wahrhaftig auferstanden!"

Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit, Dir einige Barockkirchen in Süddeutschand anzuschauen, welche diesen Jubel wirklich ausstrahlen, ebenso die Kirche in St.Gallen in der Schweiz.

Nun zu diesem schwer verständlichen Punkt, weshalb der Sanhedrin, also der höchste religiöse Rat der Juden, Jeseus an die Römer zum Zwecke der Hinrichtung ausgeliefert hat. Dafür gibt es zwei Gründe:
Erstens persönliche Eitelkeit und zweitens der Gehorsam Gott gegenüber.

Als Jesus 12 Jahre alt war, hat er schon die Rabbiner tief beeindruckt mit dem Wissen, das Er über den jüdischen Glauben bezeugte. Aber da hatten sie noch nichts gegen Ihn. Er war ja ein Kind, was hätte er schon gegen sie unternehmen können. In Seinen 3 letzten Lebensjahren aber ist Er immer wieder gegen sie zu Felde gezogen und hat ihnen bewiesen, dass sie die Gebote Gottes falsch auslegen. Da wäre die Geschichte mit dem barmherzigen Samariter. Die Juden dürfen am Sabbath nichts arbeiten, und so ließ ein frommer Juden einen verunglückten Juden einfach am Weg liegen. Ein Jude aus der wenig geachteten Provinz Samaria, aber half dem Unglücklichen. Jesus verkündete, dass sich alle so verhalten sollten wie der Samariter und zog sich natürlich den Zorn der Schriftgelehrten zu.

Dann hat er die Verkäufer vom Tempelberg vertrieben und vieles mehr. Er war den jüdischen religiösen Führungsleuten einfach ein
Dorn im Auge.

Die andere Seite ist folgende: Als Moses die 10 Gebote von Gott erhielt da fragte er:"Was soll ich meinem Volke sagen, wer mir die 10 Gebote diktiert hat?" und Gott antwortete ihm: Ich-bin-der-ich-bin. Hebräisch: "Jot He Vau He".

Als Jesus vom Sanhedrin verhört wurde fragte man Ihn:"Wer bist Du?" Und er antwortete: "Ich bin, der ich bin. Da zerissen alle Männer mit einigen Ausnahmen ihre Kleidung und schrien: "Das ist Gotteslästerung". Ja, ich will sie nicht entschuldigen, aber sie mussten so handeln, denn dass Jesus der erwartete Messias war, das konnten sie nun eimal nicht erkennen. Nur wenigen, man schätzt 800 Menschen, war es zu Seinen Lebzeiten geschenkt, Ihn zu erkennen. Es blieb dem Sanhedrin gar nichts anderes übrig,als über Ihn die Höchststrafe zu verhängen.

Gott selbst wird über jeden von ihnen urteilen und wir, die wir so wenig wissen, haben kein Recht diese zu verurteilen.

Die Botschaft Gottes an den Menschen, die Jesus bis zum letzten Punkt in größter Qual an die Menschheit gegeben hat, ist die Vergebung."Herr, vergib Du ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun" ist sein vorletztes Wort.Folgerichtig war dann sein letztes Wort:"Es ist vollbracht." Dafür war Er in die Welt gekommen, damit die Menschheit endlich lernt, im Frieden miteinander zu leben und das kann ja nur funktionieren, wenn wir ständig einander alles vergeben, denn wie lange ist es her, dass ich jemandem, wenn auch unabsichtlich auf den Fuss getreten habe. Ach ja!!!! Es war gestern!!!!! (wahr und wahrhaftig) und ich hoffe, dass er mir verziehen hat.

Jesus hat es uns vorgelebt, dass es möglich ist, zu vergeben und Frieden zu halten. "Folge mir nach", heißt nicht unbedingt, folge mir nach bis ans Kreuz, sondern es heißt: Folge mir nach durch alle Prüfungen, die Gott Dir auferlegen wird und halte fest an der Bereitschaft zum Frieden und zur Vergebung.

Dass es auch einen heiligen Zorn gibt, der sehr wichtig ist, denn manchmal braucht die Menschheit auch jemanden, der sie mit angemessenen Mitteln erzieht, steht außer Frage, ist aber wieder ein anderes Thema.

Herzliche Grüße
Marga



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