Dienstag, 28. September 2010

Ein altes und ein neues Passah




Es war aber nach zwei Tagen das Passah und das Fest der ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List greifen und töten könnten; denn sie sagten: Nicht an dem Fest, damit nicht etwa ein Aufruhr des Volkes entsteht.

Und als er in Betanien war, in dem Hause Simons des Aussätzigen, kam, während er zu Tisch lag, eine Frau, die ein Alabasterfläschchen mit Salböl von echter, kostbarer Narde hatte; sie zerbrach das Fläschchen und goß es aus auf sein Haupt. Es waren aber einige bei sich selbst unwillig: Wozu ist diese Verschwendung des Salböls geschehen? Denn dieses Salböl hätte für mehr als dreihundert Denare verkauft und den Armen gegeben werden können. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Laßt sie! Was macht ihr ihr Mühe? Sie hat ein gutes Werk an mir getan; denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen wohltun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat im voraus meinen Leib zum Begräbnis gesalbt. Aber wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt werden wird in der ganzen Welt, wird auch von dem, was sie getan hat, geredet werden zu ihrem Gedächtnis.

Und Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, ging zu den Hohenpriestern hin, um ihn an sie zu überliefern. Sie aber freuten sich, als sie es hörten, und versprachen, ihm Geld zu geben; und er suchte, wie er ihn zu gelegener Zeit überliefern könnte.

Und am ersten Tag des Festes der ungesäuerten Brote, als man das Passahlamm schlachtete, sagen seine Jünger zu ihm: Wohin willst du, daß wir gehen und bereiten, damit du das Passahmahl essen kannst? Und er sendet zwei seiner Jünger und spricht zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der einen Krug Wasser trägt. Folgt ihm! Und wo er hineingeht, sprecht zu dem Hausherrn: Der Lehrer sagt: Wo ist mein Gastzimmer, wo ich mit meinen Jüngern das Passahmahl essen kann? Und er wird euch einen großen Obersaal zeigen, mit Polstern ausgelegt und fertig. Und dort bereitet es für uns! Und die Jünger gingen hinaus und kamen in die Stadt und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte; und sie bereiteten das Passahmahl

Und als es Abend geworden war, kommt er mit den Zwölfen. Und während sie zu Tisch lagen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich überliefern, der, welcher mit mir ißt. Sie fingen an, betrübt zu werden und einer nach dem anderen zu ihm zu sagen: Doch nicht ich? Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir das Brot in die Schüssel eintaucht. Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre.

Und während sie aßen, nahm er Brot, segnete, brach und gab es ihnen und sprach: Nehmt, dies ist mein Leib! Und er nahm einen Kelch, dankte und gab ihnen den ; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird . Wahrlich, ich sage euch, daß ich nicht mehr von dem Gewächs des Weinstocks trinken werde bis zu jenem Tag, da ich es neu trinken werde im Reich Gottes. Und als sie ein Loblied gesungen hatten, gingen sie hinaus zum Ölberg.

Jesus spricht zu ihnen: Ihr werdet euch alle ärgern, denn es steht geschrieben: "Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden." Nachdem ich aber auferweckt sein werde, werde ich euch voran nach Galiläa gehen. Petrus aber sprach zu ihm: Wenn sich auch alle ärgern werden, ich aber nicht. Und Jesus spricht zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, daß du heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, mich dreimal verleugnen wirst. Er aber sprach nachdrücklich: Wenn ich mit dir sterben müßte, werde ich dich nicht verleugnen. Ebenso aber sprachen auch alle.

(Kapitel 14, 1 – 31)


Ich verstehe die zeitliche Reihenfolge der hier geschilderten Ereignisse so, daß im Jahr der Kreuzigung Jesu das Passahfest auf einen Freitag fiel, an den sich dann also ein weiterer Feiertag anschloß, der Sabbat. Das Passahfest fällt im jüdischen Mondkalender immer auf den 15. Nisan, auch heute noch, das ist der mittlere Tag, der Vollmond-Tag des Frühlingsmonates Nisan. Dieser Monat wird unter den Juden durch geeignete Schaltmonate auch immer im Frühling gehalten, während ja die islamischen Monate ohne eine solche Korrektur beständig durch die Jahreszeiten laufen, und jährlich um etwa elf Tage früher liegen als im Jahr zuvor.

Die Juden bereiten am 14. Nisan das Passahmahl vor und nehmen es am Abend ein. In ihrem Kalender beginnt der neue Tag und damit das Fest bereits mit dem Sonnenuntergang. Die Vorsichtsmaßnahmen der Oberen, Jesus nicht während des Festes zu ergreifen und abzuurteilen, gelingen nur teilweise. Man verhaftet ihn in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag, urteilt ihn noch in derselben Nacht ab und kreuzigt ihn bereits am Freitag um 9.00 Uhr. Er stirbt um 15.00 Uhr, das ist für seine Todesart, bei der manche Verurteilte erst nach tagelanger Qual sterben können, relativ schnell. Die Juden sind hierüber froh, weil sie den wenig später, bei Sonnenuntergang, beginnenden Sabbat beachten und Jesus noch eilig beerdigen können, bevor die allgemeine strenge Sabbatruhe einsetzt, an der man keine Toten mehr begraben darf.

Diese Ruhe wird beachtet, auch von den Jüngern, und man kümmert sich erst wieder am Morgen des übernächsten Tages, des ersten Wochentages wieder um das Grab – findet es dann aber leer. Von diesem Tag an feiern die Christen den ersten Tag der Woche, unseren heutigen Sonntag, als ihren neuen Feiertag und bringen so, gewollt oder ungewollt, einen im Kalender festgeschriebenen Optimismus in die Welt: die Woche hört nicht mit dem Feiertag auf, sie fängt mit ihm an.

Das Passah ist bis heute ein großes, bewegendes jüdisches Fest geblieben, das eigentlich alle Menschen erfreuen sollte (und es auch kann: die Juden laden gerne fremde Gäste mit an den Tisch). Sein großes Thema ist die Freiheit des Menschen und Gottes schützende Hand über dieser Freiheit.

Auf dem Weg zur Passah-Freiheit ist aber ein dunkles Tor zu durchschreiten: in der Nacht des Ur-Passah, der Nacht, in der die Israeliten den Pharao nach neun gescheiterten Versuchen endlich im zehnten Anlauf dazu zwingen, ihnen den geforderten freien Auszug zu gewähren, geht ein düsterer Racheengel durch die Straßen Ägyptens und erschlägt alle Erstgeburt – ohne Unterschied, ob er auf Ägypter oder Juden trifft.

Nur das Opferblut der zum Passah geschlachteten Lämmer verwehrt dem Todesengel den Zutritt in ein Haus, man streicht es zum Schutz an die Türpfosten. Das Auftreten dieses Engels bedroht einerseits die Juden und ermöglicht ihnen andererseits die Freiheit, weil es den Pharao entscheidend lähmt.

Nun also stirbt Jesus am Passah, und man sagt es unter Christen sehr vorsichtig und im Bewußtsein, ein großes, dunkles Bild vor sich zu sehen: er ist das Lamm Gottes.




Montag, 27. September 2010

Nureddin zu "Vom Feigenbaum"




Der Glaube an die Apokalypse, an das Ende der Zeit, ist ein gemeinsamer Glaube von Juden, Christen und Muslimen. In allen drei Religionen wird das Ende der Zeit mit ähnlichen Worten und mit einer ähnlichen Metapher vorausgesagt.

Zunächst einmal muss man festhalten, dass uns dieser Glaube wie so vieles andere auch zusammenbringt. Meiner Meinung nach sollte man diese Botschaft ernst nehmen, weil sie im wiederholten Maße und mit Beharrlichkeit, in allen drei monotheistischen Religionen ausgesprochen wird. Auch die meisten Naturreligionen, die ihre Wurzel m.E. auch in Monotheismus hatten, sprechen davon.

Das Evangelium benutzt das Wort „Wacht!“. Ich bin kein Analytiker von heiligen Büchern und auch nicht besonders gut in der Sinnesfindung von bestimmten Worten darin. Für mich wirkt dieses Wort aber dennoch sehr kraftvoll und mehrdeutig im Verhältnis zu z.B. „Passt auf!“. Das Wort Wacht, beinhaltet sowohl das „Passt auf“, als auch ein wenig „haltet Ausschau danach“. Man wird gewarnt, und man erhält den Auftrag, nach Zeichen zu suchen.

Im Koran wird der Hinweis auf diesen Tag an vielen Stellen wiederholt, und die Menschen werden ermahnt, die Zeichen zu lesen. Auch gibt es viele Hadithe (Prophetenworte) für diesen Tag. Die Thora habe ich nicht studiert, aber ich gehe davon aus, dass auch dort dieser Tag so explizit erwähnt wird.

Deshalb haben seit Jahrtausenden sowohl die Juden, als auch die Christen und die Muslime nach diesen Zeichen gesucht und sich innerlich vor diesem Tag gefürchtet. Im Islam wird man allerdings ermuntert, zum Einen dadurch, dass an diesem Tag kein einziger Gläubiger mehr leben wird, und zum Zweiten dadurch, dass man erinnert wird an das unmittelbare Ende, den eigenen Tod. So lange wir einen Glauben an einen Gott haben, brauchen wir uns nicht vor dem Ende der Zeit zu fürchten, wohl aber vor unserem Schicksal nach unserem eigenen Tod, der näher ist. Der Gedanke, seinen eigenen Tod nicht zu vergessen, wird immer wieder als Empfehlung für ein Gott zugewandtes Leben genannt.

Der Vater Runkel, Gott sei seiner Seele gnädig, weiß es am besten. Möglicherweise wird er aus seinem Grab heraus mich bestätigen und sich freuen, dass sein Sohn und sein muslimischer Freund aus verschiedenen Fenstern des einen Hauses heraus, Gottes Herrlichkeit betrachten und dabei ehrfürchtig, treu ergeben und glücklich sind für dieses besondere Geschenk, das Gott ihnen gemacht hat.

So wache ich, um mit dem Wort der Bibel zu sprechen, zunächst einmal über unsere Freundschaft, dann über den Wunsch, dass diese Freundschaft sich in der gesamten Welt breit macht. Ich wache über meinen eigenen letzten Tag und zum Schluss über den furchtbaren letzten Tag der Welten, der auch ein Beginn hinein in ein neues Leben bedeutet, und ich freue mich an der Milde unseres einen Schöpfers, der uns den Glauben geschenkt hat, der uns retten wird.



Sonntag, 26. September 2010

Vom Feigenbaum




Aber in jenen Tagen, nach jener Bedrängnis, wird die Sonne verfinstert werden und der Mond seinen Schein nicht geben; und die Sterne werden vom Himmel herabfallen, und die Kräfte in den Himmeln werden erschüttert werden. Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen in Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit. Und dann wird er die Engel aussenden und seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich geworden ist und die Blätter hervortreibt, erkennt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, erkennen, daß es nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles dies geschehen ist. Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern nur der Vater. Seht zu, wacht! Denn ihr wißt nicht, wann die Zeit ist. Wie ein Mensch, der außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Knechten die Vollmacht gab, einem jeden sein Werk, und dem Türhüter einschärfte, daß er wache, so wacht nun! Denn ihr wißt nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob des Abends oder um Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder frühmorgens, damit er nicht, wenn er plötzlich kommt, euch schlafend finde. Was ich aber euch sage, sage ich allen: Wacht!


(Kapitel 13, 24 – 37)

Mein frommer Vater hat wie viele seiner Mitchristen das Bild vom Feigenbaum als auf den Staat Israel gemünzt angesehen. Israel und der Feigenbaum wird von vielen Christen gleichgesetzt (in Wikipedia werden sie „Christliche Zionisten“ genannt, dort gibt es auch einen Abschnitt über den Feigenbaum).

Bei meinem Vater führte diese Gleichsetzung dazu, daß er uns in der fröhlichen Erwartung aufzog, unsere Generation werde nicht mehr sterben, sondern den Messias sehen. Uns, die wir Zeugen wurden wie der Feigenbaum Israel nach 1948 ausschlug galt seiner Meinung nach Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles dies geschehen ist. Ich brauche nicht zu erwähnen, daß die Liebe zum Volk Israel hier eine ihrer Quellen hat.

Später habe ich gelernt, daß man den Abschnitt auch anders lesen kann. Aber wie immer man ihn auslegt (etwa indem man dieses Geschlecht als die Zuhörer Jesu ansieht, die dann allerdings damals zwangsläufig enttäuscht worden wären), er stellt dem Leser die Frage, für welchen Zeitpunkt er mit dem Ende der Welt und dem Gericht Gottes rechnet.

Da man es nicht wissen kann, tröstet man sich wohl am besten damit, daß von jenem Tag aber oder der Stunde niemand weiß. Das darf aber nicht dazu führen, daß man den Tag oder die Stunde so weit nach hinten verschiebt, daß die Erwartung auf ein Erscheinen der messianischen Realität Gottes stirbt und das Leben ohne das Nachdenken über die Wiederkehr Gottes beliebig wird.

Eigenartigerweise bringt das Lesen des Korans, dem zwar das Selbstzeugnis Jesu als Sohn natürlich nicht entspricht, die Ernsthaftigkeit der Lehre von den letzten Dingen und vom Endgericht über alle Taten des Menschen wieder neu in den Blick. Vielleicht ist das einer der wichtigen Impulse, die von den deutschen Muslimen an die deutschen Christen weitergegeben werden können.

Moslems und Christen können sich jedenfalls sicherlich im letzten Wort des Abschnittes gemeinsam angesprochen fühlen: Wacht!



Donnerstag, 23. September 2010

Nureddin zu "Endzeit"




Es ist auch unter Christen unbestritten, dass das Neue Testament erst viel später verfasst worden ist. Das Alte Testament natürlich erst recht. Es war eine andere Zeit, in der das Gesprochene wichtiger war, als das Geschriebene. Dadurch konnte man die Dinge nie so rein an die nächste Generation übertragen, wie man sich das gewünscht hätte. Die Schrift ist eher eine modernere Ausdrucksform und man kann sagen, dass die vielen Bibelschreiber, die Schrift erst zu dem gemacht haben, was sie jetzt ist.

Es ist im Koran anders, sofort wurden die Verse von den einigen, wenigen Schreibern des Propheten niedergeschrieben und man hat auf jedes Komma und jeden Buchstaben penibel geachtet. Die Verse wurden auch von verschiedenen Leuten sofort auswendig gelernt, man hat sie immer wieder rezitiert, um Fehler auszuschließen. Die Menschen, die den Koran auswendig gelernt haben, nennt man Hafis. Diese Tradition wird im Islam über Jahrhunderte weitergeführt.

Einige Jahre später hat der Kalif Osman die Verse des Koran zu einem Buch zusammengetragen und vervielfältigen lassen. Zu diesem Zeitpunkt lebten die meisten der Originalschreiber noch, und auch Osman war selber ein Zeitzeuge und Hafis. Der aktuelle Koran ist also mit dem Urkoran identisch.

Die Tatsache, dass die Evangelien in großer Anzahl von verschiedenen Leuten, erst viel später nach Jesus (Friede sei mit ihm) verfasst worden sind und etwa 300 n.Chr. vom ersten Konzil unter dem Einfluss des polytheistischem Regimes der Römer nach deren Politik selektiert worden sind, wurde in den ersten Kapiteln eingehend angesprochen. Alle anderen Bibelexemplare, die diese polytheistischen Elementen widersprachen, wurden von dem Konzil zu Apokryphen erklärt und vernichtet.

Manche dieser Apokryphen, die versteckt wurden, tauchen immer wieder mal auf. Die bekannteste ist, das Evangelium des Apostels Barnabas, die von der Kirche zu einer Fälschung erklärt wurde. Auch die Christen, die wie wir Muslime rein monotheistisch waren, wurden verfolgt und ausgerottet. Die altertümlichen Kirchen in Kappadokien, Syrien und anderswo sind gut erhaltene Zeitzeugen dieser traurigen Ausrottung.

Was wir unter dem aktuellen Neuen Testament vorfinden, ist nicht mehr die unverfälschte Urbibel. Das neue Testament muss allenfalls als ein von den ungläubigen Römern zensiertes Werk angesehen werden. Natürlich enthält auch diese Bibel trotzdem viele Wahrheiten, aber eine Unterscheidung zwischen dem richtigen und manipulierten ist recht mühsam.

Untersucht man aber dennoch die Bibel und den gelebten Glauben des Christentums kritisch, werden die Merkmale einer polytheistischen Indoktrination sehr deutlich. Die Dreifaltigkeit, die Vergötterung Jesu (FSMI) durch die Sohnschaft Gottes, die Kruzifixe, die vielen Ikonen, Bilder und die Statuen in Kirchen und Klöstern, haben eine große Ähnlichkeit mit der Kultur der Römer. Wir finden im jetzigen Christentum eine Coexistenz der monotheistischen Lehre Jesu(FSMI) und der polytheistischen Lehre der Römer.

Seit der Aufklärung findet man auch ein deutliches Maß an atheistischem Einfluß. In Gesprächen mit Christen, wird man oft sehen, dass man sich auf einer Seite als ein Gläubiger des einen Gottes determiniert, aber im gleichen Atemzug den Zweifel der Aufklärer gleichermaßen als etwas völlig Normales betrachtet. Diesen Widerspruch tragen die Aussagen, wenn es darum geht weltliches und göttliches als getrennte Elemente zu betrachten. Für uns Muslime sind sie unteilbare Seiten einer einzigen Wahrheit, wie die beiden Seiten einer einzigen Münze.

Es gibt im islamischen Glauben keinen Platz für Zweifel, der zu Widersprüchen führt. Die Evolutionstheorie z.B. die noch sehr viele offene Fragen und Diskussionsstoff inne hat und in unserem Jahrhundert zu einer Ersatzreligion ausgeartet ist, wird von gläubigen Christen etwa genau so angenommen, wie bei atheistischen Menschen. Statt dem Spuk mit wissenschaftlichen Antithesen entgegen zu wirken, scheint der christliche Glaube, den Kampf als verloren anzusehen.

Die Kirchen ziehen sich aus der Wissenschaft zurück, was einer Niederlage gegenüber nicht der Wissenschaft zu deuten sind, sondern gegenüber dem Unglauben. Denn unter dem Deckmantel der Wissenschaft, wird völlig zu unrecht Atheismus vermittelt. Aber eine bessere Lösung wäre der Weg, die Wissenschaft mit der Religion zu versöhnen und nicht alles, was die Wissenschaft an Theorien vermittelt, sofort als unbestreitbare Weisheit anzunehmen, sondern auch diese Theorien kritisch zu hinterfragen. Es fehlt an mutigen, gläubigen, engagierten Wissenschaftlern.

Hier im Westen ist der Kampf leider verloren und leider ist auch der Wissenschaftsdrang unter den Muslimen seit Jahrhunderten eingeschlafen. Sie haben den Feld geräumt und die Atheisten haben diese Lücke seit Jahrhunderten gut genutzt. Es wird aber wieder eine Zeit kommen, in der die Wissenschaft wieder mit der Brille der echten Wahrheitsfindung, ohne ideologischem Tatendrang, gesehen wird. Das ist die Zeit der Versöhnung der Religion mit der Wissenschaft und diese Wissenschaftler müssen ausgebildet werden.

In dieser Bibelstelle finden wir einige beeindruckende Prophezeiungen Jesu (FSMI) über die Zukunft. Selbst wenn die Bibel erst später geschrieben worden ist, ist die Tatsache, dass eines der Merkmale von Auserwählten die Vorausschau ist. Sie sind in der Lage durch Gott, Dinge in der Zukunft zu sehen und die Menschen zu warnen und zu beeindrucken. Es ist ein Beweis für die Echtheit ihrer Mission. Auch bei Mohammed (FSMI), finden wir solche Prophezeiungen. Manches davon ist eingetreten, manches wird noch kommen.

Auch unsere Väter denken, dass das Ende der Zeit gekommen ist, wenn Naturkatastrophen etc. eintreten. Doch das Ende ist genauso in der Zeit versteckt wie der Tod in unserem persönlichen Leben und die Nacht al-Qadr im Ramadan. Das ist ein Segen, für alle die nachdenken.



Dienstag, 21. September 2010

Endzeit




Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagt einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude! Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird. Und als er auf dem Ölberg dem Tempel gegenübersaß, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas für sich allein: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen, wann dies alles vollendet werden soll? Jesus aber begann zu ihnen zu sprechen: Seht zu, daß euch niemand verführe! Viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin's! Und sie werden viele verführen. Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet, so erschreckt nicht! Es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben; es werden Erdbeben sein an verschiedenen Orten, es werden Hungersnöte sein. Dies ist der Anfang der Wehen.

Ihr aber, seht auf euch selbst! Euch werden sie an Gerichte überliefern, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden , und ihr werdet vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, ihnen zu einem Zeugnis; und allen Nationen muß vorher das Evangelium gepredigt werden. Und wenn sie euch hinführen, um euch zu überliefern, so sorgt euch vorher nicht, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet! Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Heilige Geist. Und es wird der Bruder den Bruder zum Tod überliefern und der Vater das Kind; und Kinder werden sich gegen Eltern erheben und sie zu Tode bringen. Und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.

Wenn ihr aber den Greuel der Verwüstung stehen seht, wo er nicht sollte - wer es liest, merke auf! - dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen, wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen und nicht hineingehen, um etwas aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Betet aber, daß es nicht im Winter geschehe! Denn jene Tage werden eine Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, bis jetzt nicht gewesen ist und nicht sein wird. Und wenn nicht der Herr die Tage verkürzt hätte, würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt. Und wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! Siehe dort! so glaubt nicht! Es werden aber falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die Auserwählten zu verführen. Ihr aber, seht zu! Ich habe euch alles vorhergesagt.


(Kapitel 13, 1 – 23)

Das letzte Kapitel mit Reden Jesu schließt mit dieser grandiosen Prophezeiung über das Geschehen in den letzten Zeiten. Den modernen Bibelkritikern dient es als Beleg dafür, daß das Neue Testament nach dem Jahre 70 entstanden ist. Damals wurde der Tempel von den Römern zerstört – und das kann nach Meinung der Moderne nicht von Jesus vorausgesagt worden sein, weshalb die Evangelien nach 70 entstanden sein müssen.

Mir ist bekannt, daß die Moslems diese Auslegung (wegen der auch von ihnen angenommenen späten Datierung der Jesus-Berichte) nicht ungern lesen, ich warne aber vor der darin steckenden wissenschaftlichen Skepsis. Wendet man sie auch auf den Koran an, verhilft man dem Unglauben zu manchem vermeidbaren Sieg.

Die alte christliche Tradition hat diese Prophezeiungen vom Ende der Dinge anders gelesen. Man hat das Ende immer wieder bei großen Kriegen und Naturkatastrophen kommen sehen, und hat dann die Worte Jesu Buchstabe für Buchstabe studiert, um zu verstehen, was als nächstes geschieht. Mein heute vor 14 Jahren, am 21.9.1996 gestorbener Vater hat fest daran geglaubt, daß seine Kinder das Ende der Welt noch erleben werden – die Gründung des Staates Israel in 1948, die Rückkehr der Juden ins Heilige Land waren für ihn sichere Anzeichen für das Kommen der letzten Dinge.

Ich will eine kleine persönliche Geschichte anknüpfen, die vielleicht in schöner Form erzählt, wie die Menschen zu allen Zeiten auch Trost aus diesen Jesus-Worten geschöpft haben. Viele Christen hatten die Hitlerzeit von 1933 – 1945 zunehmend als Endzeit angesehen, besonders in den letzten Jahren des Krieges, als Deutschland in einem apokalyptischen Bombenhagel versank. Als im Jahre 1943 meine beiden frommen Großväter von Hitlers Gestapo in Haft genommen wurden (weil sie den Rundbrief des christlichen Kampffliegers Mölders* verteilt hatten, in dem vorsichtige christliche Regimekritik geäußert wurde), lud man auch einen Schlossermeister aus unserer Gemeinde, einen einfachen Mann, zur Gestapo vor, damit er zu dem Fall Aussagen machen konnte. Voller Angst saß der gute Mann in der Polizeikaserne und wartete auf Verhör und mögliche Gefängnishaft.

Er hat meinem Vater später erzählt, ihm sei in diesen bangen Momenten plötzlich das Jesuswort in Erinnerung gekommen, „sorgt euch vorher nicht, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet!“, das Wort also, welches in unserem Abschnitt steht.

Er habe dann fest und ohne Angst seine Aussage gemacht. Dabei habe ihm noch eine zweite Sache geholfen: die Polizeisekretärin, die seine Aussagen mitschreiben mußte, benutzte eine Schreibmaschine der Marke „Triumph“ – und als er dieses Wort sah, habe er gedacht „wecker triumphiert dann hi?“ (wer triumphiert denn hier). Und ihm sei klar gewesen, daß der Triumph Jesus gehörte.


* erst lange nach dem Krieg hat der englische Geheimdienst die Quelle des Briefes bekannt gemacht: es war eine englische Fälschung



Samstag, 18. September 2010

Nureddin zu "Diskussionen"




In diesem Kapitel werden drei Menschentypen metaphorisch geschildert, die vom Weg abgekommen sind. Mit den Pharisäern werden die Heuchler skizziert, mit den Sadduzäern werden die Ungläubigen beschrieben und mit den Schriftgelehrten werden die dogmatischen Fanatiker dargestellt. Ein Gläubiger ist keiner von ihnen, und sicherlich sollen die Gläubigen keine der Eigenschaften dieser drei Charaktere in ihr Herz lassen.

Es wirkt wie eine seelische Krankheit, wie die Pharisäer abermals Jesus (Friede sei mit ihm) angeblich auf die Probe stellen und selbst unberührt von seiner sagenhaften Wirkung bleiben. Man glaubt es nicht, wie festgefahren man sein muss, um derart Dinge falsch zu deuten. Es ist so, als ob sie am hellichten Tag eine dunkle Brille tragen und deshalb meinen es ist Nacht, statt die Brille abzunehmen. Es ist so, als ob sie immun sind für den Glauben, als ob sie gänzlich ihren Verstand und Herz vor der doch so deutlichen Wahrheit verschlossen haben.

Doch die Wahrheit bleibt Wahrheit. Sie stellen Jesus (FSMI) tausend Fragen und bekommen immer faszinierende, überzeugende Antworten. Sie sind wie ein schwarzes Loch im All, das Licht verschluckt. Ihr Spiegel ist mit Teer abgedeckt. Folglich ist die Wirkung immer dieselbe: Nichts!

Einen Lügner, einen Hexer und einen falschen Propheten, hätte man eines Tages enttarnen müssen. Doch kein einziges mal enttäuscht Jesus (FSMI) seine Jünger, sein Volk. Keine Lüge können sie ihm nachweisen. Was er gesagt hat, ist immer die Wahrheit, bis heute. Er lebt ein Leben, im Dienste Gottes, für sein Volk. Zum Schluss opfert er sich für sie. Wer sonst ist bereit so weit zu gehen, wenn nicht einer der die Gewissheit, dass ihm der Tod nichts anhaben kann. Der Tod ist für Menschen wie Jesus (FSMI) keine Hinrichtung, kein Ende, sondern ein Anfang, eine Erlösung und ein Treffen mit Gott und seinen Liebsten, die vor ihm gegangen sind.

Man sieht es noch heute, bei unseren zeitgenössischen Pharisäern. Auch sie sind angesichts der Wahrheit, die Jesus (FSMI) brachte und vor ihm Moses(FSMI) und nach im Mohammed (FSMI), taub, blind und stumm. Für sie ist es Nacht, während die Sonne am Horizont ist.

Für Propheten, für ihre Jünger und für die wahrhaftigen Gläubigen ist diese Welt samt ihrem Reichtum, dem schönen Leben ein Schein, für den es sich nicht wahrhaftig lohnt, seinen Glauben und seinen Gottesdienst aufs Spiel zu setzen. Unser Leben ist lediglich eine kleine Rast auf einer langen Reise, ein kleiner Ort der Prüfung für den richtigen, endgültigen Ort des Lebens. Die Gläubigen geben den Schätzen dieses Lebens deshalb einen angemessenen Preis, der dem Wert entspricht: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.

Diese Menschen sind Brillanten unter den Menschen, sie unterscheiden sich von der Kohle der sie umgibt, eben durch solche prächtigen, glänzenden Merkmale. Jeder hat es in seiner Hand in diesem kurzen Leben ihnen zu folgen und wie sie ein wertvoller Brillant zu sein. Wir haben alle die Wahl ein Pharisäer zu sein oder ein Erbe Jesu (FSMI).

Der Glaube an das Jenseits ist eine der wichtigsten Säulen des Glaubens. Meines Erachtens ist das ein unzertrennlicher Teil des Glaubens, denn wenn Gott uns nichts geben wollte, hätte er das Wollen nicht gegeben. Das bedeutet: unsere Wünsche, unser Verlangen und unsere Träume sind so endlos, als ob sie in diesem Leben fehl am Platze scheinen. Entsprechend dem Motto, dass Gott nichts ohne einen Sinn erschafft, muss Gott logischerweise auch einen Sinn in unsere endlosen Wünsche gegeben haben. Dieser Sinn kann nur der sein, dass diese endlosen Wünsche eine Erfüllung finden werden. Da dies offenkundig nicht hier auf Erden passiert, deutet alles auf einen anderen Ort hin, in dem dieser Zustand eintritt.

Unsere Wünsche, Träume und unser Ego sind deshalb so endlos, weil sie die Instrumente für das endlose Jenseits sind. Denn alles andere wäre eine sinnlose Verschwendung. Welche von Gott gemachte Tatsache ist sinnlos und verschwenderisch? Keine!

Eine andere wichtige Erkenntnis, aus diesem Kapitel ist die Tatsache, dass die Schriftgelehrten als gottesunliebsame schemenhafte Dogmatiker geschildert werden, die sich von der Sinnhaftigkeit und Kernaussage der Gottesbotschaft getrennt haben. Sie sehen sich als etwas besseres an und sehen auf den Zimmermann Jesus (FSMI) von oben herab. Sie erkennen, anerkennen ihn nicht, obwohl sie doch auf den Messias warten. Sie warten leider immer noch, obwohl er schon längst gekommen ist und sie ihm begegnet sind. Ich habe die Sorge, dass man das Gleiche mit Mohammed (FSMI) macht, was man mit Jesus( FSMI) gemacht hat. Er ist der Paraklet, der in der Bibel nach Jesus (FSMI) erwartet wird.

Jeder Mensch ist vor Gott gleichgestellt, ob Schwarz oder Weiß, ob Mann oder Frau und ob Gelehrter oder Laie. Der bessere ist der, der ein gottgefälliges Leben führt. Der in Klöstern lebende Mönch hat bessere Voraussetzungen, ein solches Leben zu führen, jedoch hat er keine Garantie dafür. Im Gegensatz besteht für ihn die große Gefahr, dass er überheblich wird. Es ist das gleiche wie mit Geld, Macht und Ruhm. Auch das Ansehen als Geistlicher kann einen schwindlig machen, wenn man nicht ständig mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt.

Auf diese Weise haben sehr viele verloren, auf dem Pfade der Gewinner. Auch wenn man ein Wissen hat, das Wände voller Bücher abdeckt, hat man verloren, wenn dies alles überheblich macht, statt weise. Sokrates hat bekanntlich gesagt, je mehr ich weiß, weiß ich, dass ich nichts weiß. Darin liegt die Erkenntnis, Fethullah Gülen sagt, die Ähren voller Getreidehalme sind gebeugt, die leeren dagegen sind aufrecht gegen den Himmel gerichtet.