Mittwoch, 31. März 2010

Weitere Gleichnisse und ein Naturwunder





Und er sprach zu ihnen: Kommt etwa die Lampe, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt wird? Nicht damit sie auf das Lampengestell gestellt wird? Denn es ist nichts Verborgenes, das nicht offenbar gemacht werden soll, auch ist nichts Geheimes, das nicht ans Licht kommen soll. Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!

Und er sprach zu ihnen: Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr meßt, wird euch gemessen werden, und es wird euch hinzugefügt werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird auch, was er hat, genommen werden.

Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same sprießt hervor und wächst, er weiß selbst nicht, wie. Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann eine Ähre, dann vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht es zuläßt, so schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.

Und er sprach: Wie sollen wir das Reich Gottes vergleichen? Oder in welchem Gleichnis sollen wir es darstellen? Wie ein Senfkorn, das, wenn es auf die Erde gesät wird, kleiner ist als alle Arten von Samen, die auf der Erde sind; und wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle Kräuter, und es treibt große Zweige, so daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Und in vielen solchen Gleichnissen redete er zu ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten. Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen; aber seinen Jüngern erklärte er alles besonders .

Und an jenem Tag sagt er zu ihnen, als es Abend geworden war: Laßt uns zum jenseitigen Ufer übersetzen! Und sie entließen die Volksmenge und nehmen ihn im Boot mit, wie er war. Und andere Boote waren bei ihm. Und es erhebt sich ein heftiger Sturmwind, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot sich schon füllte. Und er war hinten im Boot und schlief auf dem Kopfkissen; und sie wecken ihn auf und sprechen zu ihm: Lehrer, kümmert es dich nicht, daß wir umkommen? Und er wachte auf, bedrohte den Wind und sprach zu dem See: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Warum seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich mit großer Furcht und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, daß auch der Wind und der See ihm gehorchen?

(Kapitel 4, 21 – 41)


In den Gleichnissen von Jesus geht es häufig um das Reich Gottes. Gleich zu Beginn des Markusevangeliums tritt Jesus mit der zentralen Botschaft hervor Tut Buße, das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Auch Johannes hat dies nach dem Bericht des Matthäus in gleicher Weise gepredigt. Im griechischen Urtext steht an der Stelle für Reich das Wort Basileia, das sich von Basileus, König, ableitet. Die Zuhörer von Jesus werden also an ein Königreich gedacht haben, so wie es damals in seiner stärksten Ausprägung in Rom existierte und in seiner Idealform als Jerusalemer Reich des Königs David in den Herzen der Juden lebte.

Ein solches Königreich Gottes ist dem Koran fremd. Erstaunlicherweise verliert sich die Vorstellung davon auch in der christlichen Kirche recht bald. Die Ursache für dieses Verschwinden ist wohl bereits in der Verkündigung von Jesus selbst angelegt. Seine Reden bauen zwar auf der alten Vorstellung eines jüdischen Reiches mit einem neuen König David an der Spitze auf, er zeigt aber gleichzeitig in seiner eigenen Person, daß er ein vollkommen anderer König ist und über ein Reich herrscht, von dem er am Ende, im Verhör vor Pilatus , sagen wird, daß es nicht von dieser Welt ist.

Festzuhalten ist, daß Jesus zu Beginn immer wieder von der Königsherrschaft Gottes auf der Erde spricht. Die Vergleiche, mit denen er den Charakter dieser Herrschaft verdeutlicht, sind oft organischer Art wie wir heute sagen würden: das neue Reich wächst unter der Erde heran wie eine wachsende Saat, unscheinbar, unsichtbar. Man kann es nicht herbeizwingen, sondern muß mit der Geduld eines guten Bauern das Wachsen der Saat begleiten. Gleichzeitig muß man sich auf den Tag der Ernte vorbereiten, der ein Gerichtstag sein wird. Deshalb ruft Jesus zur Buße auf.

Im letzten Abschnitt unseres Kapitels wird die wundersame Stillung des Sturms auf dem See Genezareth geschildert. Die Christen haben sie zu allen Zeiten als ein Bild für ihr eigenes Leben gelesen und geliebt: das kleine Schiff der eigenen Existenz von den Wellen gepeitscht - und Jesus, der in dem ganzen Sturm völlig unbekümmert bleibt und am Ende den Kleinglauben tadelt. Das weltberühmte Bild des Malers Rembrandt von dieser Szene wurde 1990 aus einem Museum im amerikanischen Boston gestohlen und ist vielleicht das bedeutendste Werk der Kunstgeschichte, das derzeit nur als Fotografie zu bewundern ist.




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