Dienstag, 2. März 2010

Nureddin zu "Sündenvergebung"




Das Markusevangelium auf diese Weise mit einem christlichen Freund zu lesen und andere daran teil haben zu lassen, ist für mich eine Ehre. Gleichzeitig ist es eine große Herausforderung und Verantwortung. Die Verantwortung besteht darin, auf der eine Seite der muslimischen Interpretation treu zu bleiben und gleichzeitig die christlichen Herzen nicht zu sehr in Bedrängnis zu bringen. Das ist ein Spagat, der mich herausfordert, dem ich mich aber gerne stelle. Wie kann ich die Aussage des Islams mit der Aussage des Christentums kompatibel und akzeptabel herüberbringen, damit ein Grundvertrauen entsteht, ohne die Gefühle der Gläubigen beiderseits zu sehr anzustrengen?

Mein Wunsch ist es nicht, einen Wettbewerb der Religionen anzufachen oder gar den christlichen Glauben zu verunglimpfen. Mein Wunsch ist es, zum Nachdenken anzuregen und einen Weg zu finden, auf dem sich Christen und Muslime einig werden können. Für mich erscheint dieser Weg der Weg zu sein, sich auf die Einheit Gottes zu einigen (in dem Sinn, daß er nur Einer ist), denn beide, Christentum und Islam sind ja monotheistische Religionen.

Die Muslime glauben, daß die großen Propheten jeweils einen Nachfolger angekündigt haben und daß dazu einige deutliche Hinweise in den heiligen Schriften stehen. So glauben wir, daß die Juden den Erlöser erwarteten, aber daß sie dann, als Jesus (Friede sei mit ihm) kam, ihn leider nicht anerkannten. Wir glauben, daß auf die gleiche Weise auch Muhammed (FSMI) vorher angekündigt aber bei seinem Erscheinen nicht anerkannt wurde.

Weil die jüdischen Schriftgelehrten Jesus (FSMI), als eine Bedrohung für ihre Religion angesehen haben, bildeten sie mit den herrschenden polytheistischen Römern eine Allianz gegen Jesus (FSMI) und gegen das Christentum. Die Schriftgelehrten glaubten, daß sie nur auf diese Weise weiterhin Priester im Tempel und damit angesehen bei dem Volk bleiben konnten.

Die These, daß die jüdischen Autoritäten einzig und allein nur etwas an der Gottheit von Jesus auszusetzen hatten, finde ich nicht ganz gelungen. Die Autoritäten haben an jeder Form von Risiko etwas auszusetzen, das ihre Position bedroht. Eine wachsende, unkontrollierbare Christengemeinde unter der Führung von Jesus (FSMI), war für die damaligen Autoritäten eine Bedrohung. Diese Lehre forderte die alte Lehre der Juden heraus und selbstverständlich auch die polytheistische Lehre der Römer.

An dieser Bibelstelle wird deutlich, wie weit Menschen gehen können, wenn sie übertreiben. Die Schriftgelehrten, die als Fachleute unter den Gläubigen am besten wissen müssten, wie weit ein Mensch mit seinem Urteil gehen darf, begehen einen großen Fehler und urteilen über eine Sache, über die sie als Menschen (auch als Schriftgelehrte) nicht urteilen dürfen.

Folgende Frage ist interessant: Wie kommt es dazu, daß man sich selbst als ein Gelehrter so verhält? Die Gründe dafür muss man in der Natur des Menschen suchen. Die Menschen sind anfällig für Macht, Ruhm und Geld. Selbst die Nähe zu heiligen Stätten, heiligen Schriften etc. ist keine Garantie für Unfehlbarkeit. Im Gegenteil kann sie, wie in diesem Beispiel deutlich zu sehen ist, sogar zum Verhängnis werden.

Dabei sind wir alle ja nur einfache Menschen, vor Gott gleich, es spielt dabei keine Rolle, ob wir Priester, Minister oder Bauern sind. Deshalb muss ein Gläubiger sich immer vor der Übertreibung hüten. Tue, was du zu tun hast und lass Gott sein Tun, das wäre richtig gewesen. Kein Priester, kein Schriftgelehrter, auch kein "Apostel" Markus soll übertreiben. Aber Markus übertreibt hier, wie die Schriftgelehrten, in dem er Jesus (FSMI) sprechen lässt, als wäre er Gott.

Wir glauben, daß Jesus (FSMI) nie übertrieben hat und nie eine Behauptung über seine Gottheit geäussert hätte. Da hier diese Stelle aber davon spricht, muss es sich um eine der Stellen handeln, die verfälscht wurde. Wir wissen, daß die vier Evangelien von keinem echten Apostel niedergeschrieben worden sind, die Jesus(FSMI) gesehen und erlebt haben. Die ersten wurden ca. 40 - 100 Jahre nach ihm geschrieben. Schon allein die Existenz von vier Evangelien im neuen Testament, ausgewählt im Konzil von Nicea durch Schriftgelehrte, aus Hunderten von Evangelien (die restlichen wurden zu Apokryphen* erklärt) sagt alles.

Versetzt man sich nun einmal, in die Rolle der Schreiber und versucht die Geschichte von vor 40 Jahren zu schreiben, dann wird man feststellen, daß es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich ist, alles fehlerfrei wiederzugeben. Hinzu kommt noch die bewusste Indoktrination der Römer und der schriftgelehrten Juden, um die Urbibel völlig aus dem Lot zu holen. Deshalb glauben wir, daß alle Bibelstellen, die von der Gottheit Jesu (FSMI) sprechen, nicht mehr dem Original entsprechen.

*Der Begriff wurde im 2. Jahrhundert von christlichen Theologen geprägt und bedeutete, die ausgegrenzten Schriften, als Irrlehre oder Fälschung. Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Apokryphen





2 Kommentare:

  1. Auch ich als gläubiger (das heisst an einen Gott glaubender) Mensch denke, dass in vielen Fällen die heutige Bibel (wie könnte es anders sein) durch Kopieren oder absichtliche inhaltliche Veränderung nicht dem entspricht, was ein damaliger Augenzeuge berichtet hätte. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob es nicht zu "einfach" ist, nun jede Äusserung Jesu, die seine Göttlichkeit darstellt, als nicht quellen- oder realitätsgerecht darzustellen. Ich dachte gerade eben über dieselbe Fragestellung nach, nämlich inwieweit Jesus ein "besonderer Mensch" oder doch ein Teil Gottes ist, und kam zu dem Schluss, dass, wenn ich dies einem Aussenstehenden mitteilen wollte, ich zumindest den falschen Eindruck vermitteln würde, wenn ich ihn nur als Menschen mit besonders intelligenten/mittfühlenden Eigenschaften beschreiben würde.

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  2. Vielen Dank, Dominik! Ja, die Anfragen eines Moslems an das Neue Testament stehen nicht fremd und isoliert in der Welt, sie gehören zu den Fragen unserer Zeit. Das macht mir auch weiterhin Mut, mich Nureddins Einwänden zu stellen. Vielleicht kommen wir ja alle gemeisam zu Antworten, mit denen wir am Ende besser leben können.

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