Mittwoch, 28. April 2010

Nureddin zu "Johannes der Täufer"




Johannes (Friede sei mit ihm) ist für die Muslime ein Prophet, wie Jesus (FSMI) oder Mohammed (FSMI). Für Propheten gilt, dass sie die besten unter den Menschen sind. Ein Prophet wird man durch die Wahl Gottes, man kann sich nicht dorthin hocharbeiten. Prophet sein ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Propheten sind am Zenith des Menschseins, und mehr zu sein ist für Sterbliche nicht möglich.

Propheten sind engelsähnliche Wesen, die nur ihren Auftrag im Sinn haben und bis zum äußersten bereit sind, sich dafür zu opfern. Sie sind so gotterfüllt, dass man bei einer Begegnung mit ihnen denken würde, vor Gott zu stehen. Doch wie hochkarätig auch immer die Propheten unter den Menschen sind, sie sind und bleiben Menschen und keine Götter. Der Gedanke, Menschen zu Göttern zu erklären, widerspricht dem monotheistischen Glauben. Es sind eher Naturvölker, polytheistische Kultreligionen wie die der Inka, Ägypter oder Budhisten, welche diese Art der Verehrung kennen.

Es gibt im Islam unter den Propheten eine Aufteilung nach Nabi und Rassoul. Beide haben einen prophetischen Auftrag, aber die Rassouls haben zusätzlich zu diesem Auftrag ein schriftliches Gotteswort, worauf sie sich beziehen. Johannes (FSMI) ist also ein Nabi, Jesus und Mohammed (Friede sei mit beiden) sind Nabi und Rassoul zugleich. Ein Moses (FSMI), ein David (FSMI) und ein Abraham (FSMI) sind ebenfalls Nabis und Rassouls zugleich.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass manche Propheten ihre eigene neue Version der Religion verkünden sollen, andere wiederum die der gültigen Religion folgen und nur die Fehler in der Ausübung korrigieren sollen. Propheten wie Noah, Abraham, Moses, Jesus und Mohammed (Friede sei mit allen) haben jeweils ihre eigene, neue Version der Religion erhalten. Eine Vielzahl anderer zum Beispiel Isaac, Josef, Zacharias und Ijob (FSMA) haben nach der gültigen Religion gelebt und die eingeschlichenen Fehler zu korrigieren versucht.

Manche von ihnen untestützten einen zeitgenössischen größeren Propheten. Auch Johannes (FSMI) war ein solcher Prophet, wie Aaron seinem Bruder und dem größeren Propheten Moses half, hat er Jesus (FSMA) beigestanden.

Johannes (FSMI) ist der Sohn des Zacharias (FSMI) und Cousin von Jesus (FSMI) nach islamischen Quellen. Auch er kommt durch ein Wunder zur Welt, weil seine Eltern bis zum Greisenalter kinderlos bleiben und ihnen Gott erst im Greisenalter mit Johannes (FSMI) noch ein Kind schenkt. Im Kindesalter verhält er sich schon anders als seine Gleichaltrigen. Zum Beispiel laden andere Kinder ihn ein, mitzuspielen und er antwortet im Kleinkindalter, dass er nicht deshalb erschaffen worden ist. Im Koran steht im Kapitel 19. „Maria“ über ihn:

12. «O Johannes, halte das Buch kraftvoll fest.» Und Wir gaben ihm Weisheit im Kindesalter,
13. Und ein liebevolles Gemüt von Uns, und Reinheit. Und er war fromm.
14. Und ehrerbietig gegen seine Eltern. Und er war nicht hochfahrend, trotzig.
15. Friede war über ihm am Tage da er geboren ward, und am Tage, da er starb, und (Friede wird über ihm sein) am Tage, da er wieder zum Leben erweckt wird.

Er hat das Buch kraftvoll festgehalten. Zuerst die Thora und dann die Bibel und kämpfte sein ganzes Leben im Lichte der heiligen Botschaft, um sie zu verkünden und danach zu leben. In einem Hadith erzählt Mohammed (FSMI) über Johannes (FSMI):

Der barmherzige Gott hatte dem Sohn des Zacharias (FSMI), dem Johannes (FSMI) fünf Sätze beigebracht um selber danach zu leben und sie zu den Kindern Israels zu verkünden. Als er etwas zu langsam war mit dem Auftrag diese zu verkünden, ermahnte ihn Jesus (FSMI) mit folgenden Worten: "Du warst beauftragt die fünf Sätze zu verkünden, entweder verkündest Du sie oder ich werde diese Aufgabe übernehmen". Der Prophet Johannes(FSMI) antwortete ihm: "Mein Bruder, wenn Du diesen Auftrag übernimmst befürchte ich mein Verderben", und alsbald machte er sich auf den Weg. Er rief alle Kinder Israels auf, sich am gesegneten Tempel zu versammeln und verkündete seinen Auftrag: "Mein Gott hat mir befohlen Euch fünf Gebote zu verkünden. Die erste ist: ihr sollt keine Gottheit neben Gott haben und ihr sollt nur ihm dienen. Die zweite ist das Verrichten der Gebete. Die dritte ist das Fasten. Die vierte ist Almosen an Bedürftige zu geben und die fünfte ist Gott ununterbrochen zu preisen."

An diesen fünf Geboten wird deutlich, dass die Botschaft des Johannes mit dem Islam im Kern gleich ist. Nach islamischen Verständnis schickt Gott im Kern dieselbe Botschaft. Der Grund ist in der Natur des Menschen zu suchen. Der Mensch neigt zur Übertreibung und/oder zur Vergesslichkeit. Der Gott aller Propheten ist derselbe, logischerweise ist es sein Wunsch auch.

Nach islamischem Verständnis wurden auf diese Weise mehrere Hunderttausend Propheten in der Menschheitsgeschichte weltweit beauftragt. Aufgrund der Bevölkerungsdichte und Häufung der Hochkulturen sind die bedeutendsten Propheten in den vorderen Orient geschickt worden.
Die Wunder Jesu (FSMI) mit dem Teilen des Essens kennen die Muslime auch in Verbindung mit Mohammed(FSMI). Auch er teilte mehrmals das Wenige was er und seine Jünger hatten mit einer größeren Gruppe von Menschen. Es heißt in einem Hadith:

Der Gast nimmt eins und hinterlässt neun Teile dem Gastgeber.

Die Gastfreundschaft ist deshalb eine sehr lebendige, geschätzte Tradition in muslimischen Häusern. Wer es ausprobieren will, sollte einfach mal den Versuch bei seinem muslimischen Nachbarn wagen. Ich kann versprechen, er wird nicht enttäuscht werden.

Auch das Gehen auf dem Wasser, ist ein uns bekanntes Wunder. Diese unerklärlichen, übernatürlichen Phänomene wurden in vorherigen Kapiteln ausgiebig behandelt. Um ein Fazit zu ziehen, muss man zugeben: der allmächtige Gott der diese Gesetze erschaffen hat, kann sie auch aufheben, wie im Falle der Wunder geschehen. Sie wirken wie Lackmuspapier, um die Gläubigen von den Ungläubigen zu unterscheiden.

Im Jenseits werden andere Gesetze herrschen als hier. Wir werden dort - Inschallah!*- Zeugen dafür, dass die bekannten physikalischen, biologischen und chemischen Gesetze aus dem Diesseits, im Jenseits neue Definitionen haben werden. Der große islamischer Denker, Said Nursi, nennt deshalb diese Welt den Dar el Hikmet- Der Ort der Zweckgebundenheit der Macht Gottes und das Jenseits den Dar el Kudret- Der Ort der direkten Macht. Er meint, daß Gott hier auf der Erde immer handelt wie hinter einem Vorhang, und eben zweckgebunden. Das bedeutet: ohne Wolke kein Regen, ohne Fleiß kein Preis etc.

Der Sinn, dass Gott im Diesseits die Dinge zweckgebunden erschafft, gerade so als ob er hinter einem unsichtbaren Vorhang agiert, liegt darin, dass diese Welt für uns Menschen, ein Prüfungsort ist. Wir glauben, dass Gott die Menschen aus Liebe erschaffen hat und Interesse hat, sie ins Paradies zurückzuholen. Doch das soll erst nach einem Reifeprozess im Diesseits geschehen. Wir Menschen werden mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Wir sollen den wahren Verursacher hinter den sichtbaren Dingen feststellen, ihm mit Gehorsam dienen und mit guten Taten die Gunst Gottes verdienen.

Das Paradies dient als Ort der Belohnung, die Hölle als der Ort der Strafe. Gott will nicht jeden direkt belohnen und nicht jeden direkt bestrafen. Gott bestraft denjenigen, der es sich selber zuzuschreiben hat. Wir haben es alle selber in der Hand, ein guter Mensch oder ein schlechter Mensch zu sein.

Der erste erdenkliche und erklärte Grund den Zorn Gottes anzuziehen ist, Gottheiten neben Gott zu haben, ein weiterer Grund für seinen Zorn ist Unglauben angesichts vieler gegenteiliger Hinweise, ein weiterer Grund ist Hochmut. Die Menschen sind erfinderisch darin, viele Wege zur Hölle zu finden, trotz aller Fürsorge und aller Hinweise Gottes.

Für den richtigen Weg reicht dagegen allein die Tatsache, dass alle Propheten Gottes und alle heiligen Texte die Menschen mit ähnlichen Worten zum Glauben einladen, oder auch, dass die Natur und der Kosmos in einem intelligenten Regelgeflecht funktionieren wie eine Uhr. Schon eine einfache Uhr entsteht nicht zufällig und durch äußere Einflüsse, auch nicht nach Millionen Jahren, sondern wird von einem ausgebildeten, intelligenten Uhrmacher gebaut.

Wie kann dieser Makrokosmos und der Mikrokosmos darin zufällig entstanden sein und so wunderbar funktionieren? Mich wundert es immer, diese These vom Zufall von klugen Menschen zu hören. Wahrscheinlich ist klug zu sein und zu glauben zwar nahe beieinander, aber nicht dasselbe.

Ein anderes Thema ist die unterschiedliche Betrachtungsweise über das ewige Glück bei den Muslimen und Christen. Das Christentum glaubt, dass Jesus (FSMI) für die Sünden der Gläubigen gestorben ist, dass man also als Christ sicher sein kann, dass man ins Paradies kommt, was man im Diesseits auch anstellen mag. Es reicht ein Christ zu sein, selbst wenn man ein schlechter Mensch ist. Wenn jemand ein Muslim ist und ein guter Mensch ist, reicht es folglich nicht.

Dieser Gedanke ist dem Islam fremd. Es reicht alleine nicht aus, ein Muslim zu sein. Jeder muss für sein Glück oder für sein Verderben selbst arbeiten. Im Islam büßt man nicht für die Sünden anderer.

Einen weiteren Einwand gegen den Gedanken, daß Gott nur Christen und Juden ins Paradies holen wird, kann man erheben aufgrund der großen Barmherzigkeit Gottes. In der Summe wäre dies ja nur eine Minderheit und damit nicht in Relation zu der großen Barmherzigkeit Gottes.

Wir Muslime glauben, dass Gott mehr Menschen erfreuen wird als wir das denken, und meiner Meinung nach werden es nicht nur Muslime sein.


* Inschallah: So Gott will, mit Gottes Einverständnis



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