Dienstag, 27. April 2010

Johannes der Täufer, weitere Wunder




Und der König Herodes hörte von ihm - denn sein Name war bekannt geworden - und sie sagten: Johannes der Täufer ist aus den Toten auferweckt worden, und deswegen wirken die Wunderkräfte in ihm. Andere aber sagten: Es ist Elia; andere aber sagten: Es ist ein Prophet wie einer der Propheten. Als aber Herodes es hörte, sagte er: Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferweckt worden. Denn er, Herodes, hatte hingesandt und den Johannes greifen und ihn im Gefängnis binden lassen, um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie geheiratet hatte. Denn Johannes hatte dem Herodes gesagt: Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben. Die Herodias aber trug es ihm nach und wollte ihn töten, und sie konnte nicht; denn Herodes fürchtete den Johannes, da er wußte, daß er ein gerechter und heiliger Mann war, und er beschützte ihn; und wenn er ihn gehört hatte, war er in großer Verlegenheit, und er hörte ihn gern. Und als ein geeigneter Tag kam, als Herodes an seinem Geburtstag seinen Großen und den Obersten und den Vornehmsten von Galiläa ein Gastmahl gab, kam ihre, der Herodias, Tochter herein und tanzte, und sie gefiel dem Herodes und denen, die mit zu Tisch lagen. Und der König sprach zu dem Mädchen: Bitte mich, um was du willst! Und ich werde es dir geben. Und er schwor ihr: Um was du mich auch bitten wirst, ich werde es dir geben bis zur Hälfte meines Reiches. Und sie ging hinaus und sagte zu ihrer Mutter: Um was soll ich bitten? Die aber sprach: Um das Haupt Johannes' des Täufers! Und sie ging sogleich mit Eile zu dem König hinein und bat und sagte: Ich will, daß du mir sofort auf einer Schüssel das Haupt Johannes' des Täufers gibst! Und der König wurde sehr betrübt; doch um der Eide und um derer willen, die mit zu Tisch lagen, wollte er sie nicht zurückweisen. Und sogleich schickte der König einen Henker und befahl, sein Haupt zu bringen. Und der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis. Und er brachte sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es ihrer Mutter. Und als seine Jünger es hörten, kamen sie und nahmen seinen Leichnam und legten ihn in eine Gruft.

Und die Apostel versammeln sich zu Jesus; und sie berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. Und er sprach zu ihnen: Kommt, ihr selbst allein, an einen öden Ort und ruht ein wenig aus! Denn diejenigen, die kamen und gingen, waren viele, und sie fanden nicht einmal Zeit, um zu essen. Und sie fuhren in einem Boot allein an einen öden Ort; und viele sahen sie wegfahren und erkannten sie und liefen zu Fuß von allen Städten dorthin zusammen und kamen ihnen zuvor. Und als Jesus aus dem Boot trat, sah er eine große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren. Und als es schon spät am Tag war, traten seine Jünger zu ihm und sagen: Der Ort ist öde, und es ist schon spät am Tag. Entlaß sie, damit sie auf die umliegenden Höfe und in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen! Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sagen zu ihm: Sollen wir hingehen und für zweihundert Denare Brot kaufen und ihnen zu essen geben? Er aber spricht zu ihnen: Wieviel Brote habt ihr? Geht hin, seht nach! Und als sie es festgestellt hatten, sagen sie: Fünf, und zwei Fische. Und er befahl ihnen, daß sie sich alle nach Tischgemeinschaften auf dem grünen Grase lagerten. Und sie lagerten sich in Gruppen zu je hundert und je fünfzig. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, damit sie ihnen vorlegten; und die zwei Fische teilte er unter alle. Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf an Brocken zwölf Handkörbe voll und von den Fischen. Und diejenigen, die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Männer.

Und sogleich nötigte er seine Jünger, in das Boot zu steigen und an das jenseitige Ufer nach Betsaida vorauszufahren, während er selbst die Volksmenge entläßt. Und nachdem er sie verabschiedet hatte, ging er auf den Berg, um zu beten. Und als es Abend geworden, war das Boot mitten auf dem See und er allein auf dem Land. Und als er sie beim Rudern Not leiden sah, denn der Wind war ihnen entgegen, kommt er um die vierte Nachtwache zu ihnen, indem er auf dem See einherging; und er wollte an ihnen vorübergehen . Sie aber sahen ihn auf dem See einhergehen und meinten, es sei ein Gespenst und schrien auf; denn alle sahen ihn und wurden bestürzt. Er aber redet sogleich mit ihnen und spricht zu ihnen: Seid guten Mutes! Ich bin es. Fürchtet euch nicht! Und er stieg zu ihnen in das Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich sehr über die Maßen, denn sie waren durch die Brote nicht verständig geworden, sondern ihr Herz war verhärtet.

Und als sie hinübergefahren waren, kamen sie in das Land Genezareth und legten an. Und als sie aus dem Boot stiegen, erkannten sie ihn sogleich und liefen in jener ganzen Gegend umher und fingen an, die Kranken auf den Betten hierhin und dorthin zu tragen, von wo sie hörten, daß er sei. Und wo auch immer er in Dörfer oder Städte oder in Gehöfte hineinging, legten sie die Kranken auf den Marktplätzen hin und baten ihn, daß sie nur die Quaste seines Gewandes anrühren dürften; und alle, die ihn anrührten, wurden geheilt.


Kapitel 6, 14 - 56



Die Erinnerung an Johannes den Täufer ist in den Köpfen und Herzen der Menschen lange Zeit lebendig geblieben. Von den Reisen des Apostels Paulus durch die heutige Türkei wird berichtet, daß sich in Ephesus (türkisch: Efes) fromme Leute finden, die sich dazu bekennen, die Taufe des Johannes empfangen zu haben, nicht die Taufe auf den Namen des Herrn Jesus, die Paulus dann an ihnen vollzieht.

Auch der König des israelischen Nordreiches, Herodes Antipas, unter dessen Herrschaft Jesus lebt, und der Johannes hat ermorden lassen, erinnert sich mit starken gefühlen an den von ihm gehaßten Johannes und fürchtet sich offenbar davor, daß der Täufer aus den Toten wiederkommen und ihn zu seiner verdienten Strafe verurteilen könnte.

Von Johannes muß eine gewaltige Wirkung ausgegangen sein, die teilweise in den Augen der Menschen mit der Wirkung von Jesus konkurrierte. Wir lasen bereits in Kapitel 2, daß man die Jüngerschaften untereinander verglich und Anstoß an dem Verhalten der Jünger von Jesus nahm, die weniger streng und asketisch lebten als die Jünger des Johannes.

Nun ist Johannes tot, wir erfahren die dramatische Geschichte seiner Ermordung* und erahnen etwas von den verwickelten Machtfragen, die einen König bewegen, wenn ein Prophet aufsteht und gegen ihn redet. Am Ende verliert in solchen Konstellationen meistens der Prophet, das wird auch Jesus noch erleben, aber die Könige spüren doch, daß sie den Sieg über die Propheten immer nur für kurze Zeit genießen können.

Stalin soll über die Macht der katholischen Kirche mit den Worten gespottet haben Wieviele Divisionen hat der Papst? Am Ende hat aber auch hier eine prophetische Kraft, die Kraft des polnischen Papstes Johannes Paul II., ganz stark zur Niederlage des Kommunismus beigetragen.

Jesus ist in dieser Zeit immer noch dem Druck der Menschen ausgesetzt, die ihm folgen. Wir finden ihn an einem öden Ort um mit den Jüngern zu ruhen und einfache Dinge nachzuholen wie etwa ein gemeinsames Essen, zu dem lange keine Gelegenheit war, weil die Leute so drängten. Aber erneut findet ihn die Menschenmenge, auch in dieser Öde, und was er mit den Jüngern essen wollte, das muß er jetzt mit Tausenden von ihnen teilen. Daß aus diesem Teilen ein gewaltiges Wunder hervorgeht, das hat die Christen zu allen Zeiten dazu ermutigt, im Kleinen nun ihrerseits gastfreundlich zu sein. Vielleicht ist ja auch in meinem Haus der Brotkorb voller, nicht bevor die Gäste kommen, sondern nachdem sie weggegangen sind.

Eigenartig die Bemerkung an Schluß des zweiten großen Wunders, dem Gehen auf dem Wasser: die Jünger entsetzen sich und können sich kaum beruhigen. Ihr Herz ist verhärtet, sagt Markus, sie verstehen wenig oder nichts. Für mich ist das eine der Stellen, die für die Glaubwürdigkeit des Markusberichtes spricht. So redet jemand, der aus erster Hand informiert wurde, und zwar von einem, der dabeigewesen ist und der dem Markus alles ehrlich und aufrichtig und ohne Beschönigung erzählt hat.

* daß die tanzende Königstochter Salome heißt, geht auf den jüdischen Historiker Flavius Josephus zurück, in der Bibel wird der Name der Tochter der Herodias nicht überliefert.



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