Freitag, 28. Mai 2010

Nureddin zu "Verstehen und nicht verstehen"




Es ist verblüffend und schön, zu sehen, wie viele Gemeinsamkeiten es zwischen christlichen und islamischen Geschichten gibt. In den letzten Kapiteln habe ich immer wieder mir bekannte Geschichten gefunden, nur mit dem Unterschied, dass die Zeit und die Personen andere waren. Im Prinzip sind aber die Personen und die Zeit zweitrangig, wenn es um die Bedeutung geht. Die Geschichten sagen uns, woher wir kommen und wohin wir gehen werden. Kurzum: sie sprechen vom Sinn des Lebens.

Die Personen sind natürlich ebenfalls wichtig, und sie weisen in christlichen und islamischen Geschichten viele Ähnlichkeiten auf. Es gibt in beiden einen Aufklärer mit einer göttlichen Mission, es gibt Leute, die ihm glauben und sich ihm anvertrauen, und es gibt wiederum solche, die ihm nicht glauben und ihn verspotten, verletzen oder ihn gar umbringen wollen. Diese Geschichte setzt sich bis in unsere heutige Zeit fort.

Sowohl Jesus als auch Mohammed (Friede sei mit beiden) setzen ihr Leben aufs Spiel für ihre Mission, die ihnen Gott gegeben hat. Sie verkünden, sie erklären im Namen Gottes und sie sind bereit, alle Konsequenzen für ihre Mission zu tragen, auch bis zum Äußersten. Welche Energie steckt dahinter, dass Menschen zu solch einer Wahl befähigt werden! Eins scheint sicher: diese Wahl muss es wert sein, sie muß mehr einbringen als das Kostbarste, mehr als das Leben. Allein die Bereitschaft zu dieser Wahl scheint mir eindrucksvoll und aussagekräftig genug zu sein, um die Glaubwürdigkeit der Mission zu untermauern.

Es gibt noch andere wichtige Figuren, die uns als Christen und Muslime verbinden. Da sind die Jünger Jesu (FSMI) und die Sahabiten, die Jünger Mohammeds (FSMI), die wir in unsere Herzen geschlossen haben. Da sind aber auch die Pharisäer und die Muschriken, ungläubige Zeitgenossen Mohammeds (FSMI)), beides Menschen, die nicht verstehen wollen. Diese und noch viele andere Gemeinsamkeiten reichen bis in unsere Zeit und ermahnen die Christen und Muslime zur Zusammenarbeit. Die Diskussionspunkte sind zu vertagen, weil die gewaltige Aufgabe, den Weltfrieden herzustellen und einen inneren Frieden unter allen Menschen zu stiften, sehr viel wichtiger sind.

Der Weltfrieden und der innere Frieden der Menschen wird durch Probleme gefährdet, die uns gemeinsam und in gleicher Weise betreffen. Es sind Probleme wie Unglauben, Werteverfall, Fanatismus usw. aber auch globale, aktuell-politische Probleme wie Terror, Rassismus, Umweltzerstörung, und sie müssen auf eine neue Weise angepackt werden. Unsere globalisierte Zeit braucht eine neue Denkweise. Diese neue Denkweise muß auf Dialog, Toleranz und Liebe basieren und in gleicher Weise auf der Versöhnung von Spiritualität und Wissenschaft. Wir erwarten eine neue Zeit des Fortschritts sowohl auf geistiger, als auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Die Brotvermehrung, die Jesus (FSMI) bewirkt, kennen Muslime von Mohammed (FSMI) ebenfalls. Deshalb glauben wir natürlich dieser Geschichte aus dem Evangelium. Der gemeinsame Glaube an die Kraft und Macht Gottes verbindet uns Muslime mit den Christen. Die Atheisten sehen die Wunder natürlich anders. Für sie vollzieht sich alles nach den Regeln der Natur. Doch man muß sie fragen: wie ist die Natur entstanden?

Die Atheisten vergessen, dass ein logisches System nicht zufällig entstehen kann und nicht ohne einen Meister. Keine Stecknadel kann von sich aus entstehen, auch nicht nach Milliarden von Jahren. Wie soll das allumfassende, exakte Regelwerk, das wir Natur nennen, zufällig und alleine von sich aus entstanden sein? Es reichte weder die Zeit, noch der Platz für die dafür nötige gewaltige Masse an intelligenten Prozessen. Etwas Totes, etwas Unintelligentes kann nicht lebendige, intelligente Individuen hervorbringen.

Die Logik widerlegt die "Naturalisten", wie ich sie einmal nennen will. Bald werden gläubige Wissenschaftler die Logik mit ihren Experimenten untermauern. Zur Zeit vermischt sich leider noch der Unglaube der ideologistischen Wissenschaftler mit der Wissenschaft.

Wir Muslime und Christen sind uns sicher und haben es leichter. Wir glauben, dass die Natur einen Erbauer und Verwalter hat, den wir Gott nennen. Er hat die Schöpfung zum Zeitpunkt Null begonnen, und die Prozesse der Schöpfung dauern weiter an. Gott erschafft ununterbrochen bis zu dem Punkt X, an dem es ein „Zurückrollen“ des Films gibt. Gott ist überall existent und ist überall indirekt sichtbar, in der Wolke, in der Blume, in uns.

Er will allerdings im Diesseits nicht direkt sichtbar sein. Er waltet hinter einem Vorhang. Genau wie Staatsoberhäupter ihre Minister, Sekretäre usw. haben, verwendet Gott die Naturgesetze für sich und bleibt selbst unsichtbar. Es wäre nicht richtig und auch nicht möglich, dass man, wie die Naturalisten es tun wollen, alles und also auch Gott mit den Augen sieht.

Man sieht eben nicht alles mit den Augen. Das Auge sieht ja etwa auch nur einen Bruchteil des Lichts. Infrarot, Ultraviolett bleiben dem Auge verborgen und die Radiowellen, Röntgenstrahlen etc. ebenfalls. Auch Bakterien und Viren sehen wir auf Grund ihrer geringen Größe nicht. Umgekehrt sehen wir auch riesige Sterne, Galaxien etc. nicht. Aber wir vertrauen den Wissenschaftlern, die diese entdeckt und erforscht haben, dass es sie gibt.

Die Liebe sehen wir ebenfalls nicht, aber es gibt sie. Die Gefühle in uns sehen wir nicht, aber es gibt sie. Wir wissen es alle. Gott sehen wir nicht, gibt es deshalb keinen Gott? Man muß fragen: was verpassen die Naturalisten nicht alles, wenn es schließlich doch einen Gott gibt? Was verlieren dagegen die Gläubigen, wenn es keine Gott gibt? Der Verlust des Naturalisten wäre sicher größer.

Alles spricht dafür, dass es einen Gott gibt. Es ist und bleibt vernünftig, an eine höhere Macht wie Gott zu glauben, sonst wird alles bedeutungslos. Nur mit Gott bekommt alles einen Sinn. Wenn wir tief in uns blicken und ehrlich sind, werden wir spüren, dass wir einen Drang haben, an irgend etwas zu glauben. Warum verspüren wir einen Drang, wenn es keinen Gott gibt? Ich glaube: Gott gab uns diesen Drang. Ich glaube und sehe, dass es einen Platz für den Glauben an Gott in uns gibt.



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