Dienstag, 18. Mai 2010

Nureddin zu "Ein Sinneswandel im Libanon"




Eine Phönezianerin bittet Jesus (Friede sei mit ihm) um Hilfe und er folgt ohne auszugrenzen. Vermutlich hatte das Kind dieser Frau eine Art von Epilepsie. Durch seine besondere Gabe in Bezug auf Kranke heilt Jesus (FSMI) ein weiteres mal - um zu helfen, zum anderen aber auch, um zum Nachdenken anzuregen.

Wunder sollen die Menschen zum Forschen anregen. Die Menschen sollen Zusammenhänge herausfinden, analysieren und das Wesen der Wunder mit wissenschaftlicher Methodik herausarbeiten, um die gewonnenen Erkenntnisse im Dienst an der Menschheit anzuwenden.

Auf diesem Pfad sind viele islamische Wissenschaftler gegangen und haben so besonders im Mittelalter viele Entdeckungen gemacht. Ihre Verdienste haben geholfen, im Osten wie im Westen Hochkulturen aufzubauen, und das in einer Zeit, als der große Rest unseres Kontinents Europa noch für lange Zeit im Nebel des Mittelalters Hexen verbrannt und Alchimisten gekreuzigt hat.

Sowohl im heutigen Andalusien, als auch im Osten, in Buchara, Bagdad, Damaskus oder Isfahan, findet man heute noch Baudenkmäler, die als Zeugen dieser Zeit zu bewundern sind. Auch in meiner Geburtstadt Kirşehir im zentralen Anatolien gibt es einen alten Bau, über den ich mich schon als Kind gewundert habe. Dieser Bau wird gegenwärtig als Gotteshaus benutzt, diente in Vorzeiten aber als eine Medrese, eine alte Universität, und zwar für Astronomie.

In dem Gewölbehimmel dieses Baudenkmals ist eine gläserne Kuppel eingebaut, die von einem physikalisch exakt ausgestalteten Metallraster durchsetzt ist. Dieser Himmel diente damals als Meßstation für den Lauf der Gestirne. Am Eingang des Gebäudes sind links und rechts jeweils Steinfiguren sichtbar, und diese verkörpern eine Fiktion der Wissenschaftler der damaligen Zeit, die voraussagten, daß einst Menschen mit hierfür konstruierten Baukörpern ins Weltall gelangen werden. Das beeindruckende ist, daß die Steinfiguren in Kirşehir exakt so aussehen wie unsere modernen Raketen. Das Gebäude samt den Steinfiguren wurde um das Jahre 1150 n. Chr. errichtet. Wie gesagt, Wunder sollen auch zum Forschen anregen.

Um nun auf die Bibelstelle zurückzukommen - meiner Meinung nach meint Jesus (FSMI) mit

Laß zuerst die Kinder satt werden, denn es ist nicht schön, das Brot der Kinder zu nehmen und den Hunden hinzuwerfen.

nicht die anderen Menschen, die Nicht-Juden. Er will lediglich ausdrücken, daß er die Mahlzeit zu Ende bringen lassen will, damit das kostbare und knappe Essen den Menschen zuteil wird und nicht den Hunden. Die Hunde können sich von den Resten ernähren.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß Jesus (FSMI) in irgend einer Weise verletzend war. Wenn diese Stelle im Christentum so verstanden wird, ist davon auszugehen, daß sich auch hier ein Fehler eingeschlichen ist. Ein Prophet wie Jesus (FSMI) kann nicht außerhalb von Gottes Wunsch und Wille reden und handeln. Er kann nicht ausfallend sein, wie man an dieser Stelle von ihm denken wollte. Auch wenn er als Prophet nur zu den Juden gesandt wurde, ist er immer gewillt, sein Leben im Dienste und unter der Gunst Gottes zu verbringen. Deshalb ist er der Prophet von fast 2 Millarden von Christen und etwa 1,5 Millarden von Muslimen.

Wir Muslime glauben, daß Jesus (FSMI) und andere Propheten zu bestimmten Stämmen und Völkern gesandt worden sind, aber Mohammed (FSMI) ist als der letzte Prophet allen Menschen gesandt worden. Mohammed (FSMI) ist der Prophet aller Menschen bis zum Jüngsten Tag.

Gott verfährt immer gerecht. Das Leben besteht nicht nur aus dem Leben in dieser Welt. Wenn Gott Propheten beauftragt hat, bestimmte Völker aufzuklären, so heißt das nicht, daß er die anderen Völker ausspart. Im Gegenteil, eine Lektion braucht ein Volk, das aufgrund seiner Fehler diese Lektion nötig hat, entsprechend haben die anderen Völker, die weniger Propheten erhalten haben, auch vorher weniger Fehler begangen. Die Juden gelten im Alten Testament als ein Volk, das immer wieder vom Pfad Gottes abkommt. Vielleicht war das der Grund für das Erscheinen der vielen Propheten unter den Juden.

Wir Muslime glauben, daß kein Volk ohne einen Propheten geblieben ist. In den Zeiten, die zwischen dem Auftreten der einzelnen Propheten lagen, werden die Menschen nur in Bezug auf das zur Rechenschaft gezogen, was sie von Gott wissen. Gott wird kein Volk zu Grunde richten, ohne zuvor einen Ermahner geschickt zu haben. In Israel gibt es eine Häufung von Propheten nur aus dem bereits angesprochenen Grund, und auch deshalb, weil Israel zu dieser Zeit in einer der bevölkerungsreichsten und bedeutendsten Gegenden der Welt lag. Von einer Bevorzugung dieses Volkes oder gar von Ungerechtigkeit kann also keine Rede sein, Gott verhüte.

Gott hat für alle seine Propheten eine besondere Anrede. Wir Muslime kennen einige davon. So ist etwa Abraham (FSMI) der Freund Gottes, Jesus (FSMI) ist Geist Gottes und Mohammed (FSMI) ist der Liebling Gottes. Ich vermute, daß der Begriff Geist Gottes die Phantasien der Christen, was die Gottheit Jesu (FSMI) betrifft, zum Übertreiben gesteigert hat.




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