Montag, 27. September 2010

Nureddin zu "Vom Feigenbaum"




Der Glaube an die Apokalypse, an das Ende der Zeit, ist ein gemeinsamer Glaube von Juden, Christen und Muslimen. In allen drei Religionen wird das Ende der Zeit mit ähnlichen Worten und mit einer ähnlichen Metapher vorausgesagt.

Zunächst einmal muss man festhalten, dass uns dieser Glaube wie so vieles andere auch zusammenbringt. Meiner Meinung nach sollte man diese Botschaft ernst nehmen, weil sie im wiederholten Maße und mit Beharrlichkeit, in allen drei monotheistischen Religionen ausgesprochen wird. Auch die meisten Naturreligionen, die ihre Wurzel m.E. auch in Monotheismus hatten, sprechen davon.

Das Evangelium benutzt das Wort „Wacht!“. Ich bin kein Analytiker von heiligen Büchern und auch nicht besonders gut in der Sinnesfindung von bestimmten Worten darin. Für mich wirkt dieses Wort aber dennoch sehr kraftvoll und mehrdeutig im Verhältnis zu z.B. „Passt auf!“. Das Wort Wacht, beinhaltet sowohl das „Passt auf“, als auch ein wenig „haltet Ausschau danach“. Man wird gewarnt, und man erhält den Auftrag, nach Zeichen zu suchen.

Im Koran wird der Hinweis auf diesen Tag an vielen Stellen wiederholt, und die Menschen werden ermahnt, die Zeichen zu lesen. Auch gibt es viele Hadithe (Prophetenworte) für diesen Tag. Die Thora habe ich nicht studiert, aber ich gehe davon aus, dass auch dort dieser Tag so explizit erwähnt wird.

Deshalb haben seit Jahrtausenden sowohl die Juden, als auch die Christen und die Muslime nach diesen Zeichen gesucht und sich innerlich vor diesem Tag gefürchtet. Im Islam wird man allerdings ermuntert, zum Einen dadurch, dass an diesem Tag kein einziger Gläubiger mehr leben wird, und zum Zweiten dadurch, dass man erinnert wird an das unmittelbare Ende, den eigenen Tod. So lange wir einen Glauben an einen Gott haben, brauchen wir uns nicht vor dem Ende der Zeit zu fürchten, wohl aber vor unserem Schicksal nach unserem eigenen Tod, der näher ist. Der Gedanke, seinen eigenen Tod nicht zu vergessen, wird immer wieder als Empfehlung für ein Gott zugewandtes Leben genannt.

Der Vater Runkel, Gott sei seiner Seele gnädig, weiß es am besten. Möglicherweise wird er aus seinem Grab heraus mich bestätigen und sich freuen, dass sein Sohn und sein muslimischer Freund aus verschiedenen Fenstern des einen Hauses heraus, Gottes Herrlichkeit betrachten und dabei ehrfürchtig, treu ergeben und glücklich sind für dieses besondere Geschenk, das Gott ihnen gemacht hat.

So wache ich, um mit dem Wort der Bibel zu sprechen, zunächst einmal über unsere Freundschaft, dann über den Wunsch, dass diese Freundschaft sich in der gesamten Welt breit macht. Ich wache über meinen eigenen letzten Tag und zum Schluss über den furchtbaren letzten Tag der Welten, der auch ein Beginn hinein in ein neues Leben bedeutet, und ich freue mich an der Milde unseres einen Schöpfers, der uns den Glauben geschenkt hat, der uns retten wird.



2 Kommentare:

  1. "Wachet und betet", sagt Jesus zu seinen Jüngern, als er spürt, dass der Tag seiner Kreuzigung näherrückt.

    Für mich bedeutet dieses "wachet", dass wir aufmerksam bleiben und unsere Gedanken, die schließlich unser Handeln bestimmen immer wieder überwachen, uns immer wieder Rechenschaft darüber geben, ob das, was wir jetzt denken vom Himmel eingegeben ist oder von dunklen Mächten. Der Mensch steht beständig zwischen dem Licht und der Finsternis und kann sich bis in die kleinsten Begebenheiten seines Alltags hinein immer wieder entscheiden, auf welche Stimme er hören will. Und die Stimme des Bösen ist oft gut getarnt und so lernt man erst im Laufe seines Lebens Licht und gut getarnte Finsternis zu unterscheiden.

    Wer aber guten Willens ist, wird beständig unterstützt von den Engeln, den Helfern unseres Himmlischen Vaters, und so brauchen wir nicht zu verzagen. Das Gebet ist eine Unterstützung, es bringt uns immer wieder mit dem Licht in Verbindung und so dürfen wir hoffen, nicht verloren zu gehen, sondern in der Güte Gottes eines Tages ganz bewusst eine Heimat zu finden.

    Ich habe mich jetzt getraut, hier einen Kommentar einzufügen, weil Nureddin mir das einmal angeboten hat. Ich hoffe, dass ich jetzt nichts falsch gemacht habe und mich nicht aufdringlich verhalten habe.

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  2. Marga, Danke für Deinen Kommentar! Kommentare sind selbstverständlich erwünscht.

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