Dienstag, 21. September 2010

Endzeit




Und als er aus dem Tempel heraustrat, sagt einer seiner Jünger zu ihm: Lehrer, sieh, was für Steine und was für Gebäude! Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Gebäude? Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird. Und als er auf dem Ölberg dem Tempel gegenübersaß, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas für sich allein: Sage uns, wann wird das sein, und was ist das Zeichen, wann dies alles vollendet werden soll? Jesus aber begann zu ihnen zu sprechen: Seht zu, daß euch niemand verführe! Viele werden unter meinem Namen kommen und sagen: Ich bin's! Und sie werden viele verführen. Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten hören werdet, so erschreckt nicht! Es muß geschehen, aber es ist noch nicht das Ende. Denn es wird sich Nation gegen Nation und Königreich gegen Königreich erheben; es werden Erdbeben sein an verschiedenen Orten, es werden Hungersnöte sein. Dies ist der Anfang der Wehen.

Ihr aber, seht auf euch selbst! Euch werden sie an Gerichte überliefern, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden , und ihr werdet vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, ihnen zu einem Zeugnis; und allen Nationen muß vorher das Evangelium gepredigt werden. Und wenn sie euch hinführen, um euch zu überliefern, so sorgt euch vorher nicht, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet! Denn nicht ihr seid die Redenden, sondern der Heilige Geist. Und es wird der Bruder den Bruder zum Tod überliefern und der Vater das Kind; und Kinder werden sich gegen Eltern erheben und sie zu Tode bringen. Und ihr werdet von allen gehaßt werden um meines Namens willen; wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.

Wenn ihr aber den Greuel der Verwüstung stehen seht, wo er nicht sollte - wer es liest, merke auf! - dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen, wer auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen und nicht hineingehen, um etwas aus seinem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht zurückkehren, um seinen Mantel zu holen. Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Betet aber, daß es nicht im Winter geschehe! Denn jene Tage werden eine Bedrängnis sein, wie sie von Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, bis jetzt nicht gewesen ist und nicht sein wird. Und wenn nicht der Herr die Tage verkürzt hätte, würde kein Fleisch gerettet werden; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage verkürzt. Und wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist der Christus! Siehe dort! so glaubt nicht! Es werden aber falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, die Auserwählten zu verführen. Ihr aber, seht zu! Ich habe euch alles vorhergesagt.


(Kapitel 13, 1 – 23)

Das letzte Kapitel mit Reden Jesu schließt mit dieser grandiosen Prophezeiung über das Geschehen in den letzten Zeiten. Den modernen Bibelkritikern dient es als Beleg dafür, daß das Neue Testament nach dem Jahre 70 entstanden ist. Damals wurde der Tempel von den Römern zerstört – und das kann nach Meinung der Moderne nicht von Jesus vorausgesagt worden sein, weshalb die Evangelien nach 70 entstanden sein müssen.

Mir ist bekannt, daß die Moslems diese Auslegung (wegen der auch von ihnen angenommenen späten Datierung der Jesus-Berichte) nicht ungern lesen, ich warne aber vor der darin steckenden wissenschaftlichen Skepsis. Wendet man sie auch auf den Koran an, verhilft man dem Unglauben zu manchem vermeidbaren Sieg.

Die alte christliche Tradition hat diese Prophezeiungen vom Ende der Dinge anders gelesen. Man hat das Ende immer wieder bei großen Kriegen und Naturkatastrophen kommen sehen, und hat dann die Worte Jesu Buchstabe für Buchstabe studiert, um zu verstehen, was als nächstes geschieht. Mein heute vor 14 Jahren, am 21.9.1996 gestorbener Vater hat fest daran geglaubt, daß seine Kinder das Ende der Welt noch erleben werden – die Gründung des Staates Israel in 1948, die Rückkehr der Juden ins Heilige Land waren für ihn sichere Anzeichen für das Kommen der letzten Dinge.

Ich will eine kleine persönliche Geschichte anknüpfen, die vielleicht in schöner Form erzählt, wie die Menschen zu allen Zeiten auch Trost aus diesen Jesus-Worten geschöpft haben. Viele Christen hatten die Hitlerzeit von 1933 – 1945 zunehmend als Endzeit angesehen, besonders in den letzten Jahren des Krieges, als Deutschland in einem apokalyptischen Bombenhagel versank. Als im Jahre 1943 meine beiden frommen Großväter von Hitlers Gestapo in Haft genommen wurden (weil sie den Rundbrief des christlichen Kampffliegers Mölders* verteilt hatten, in dem vorsichtige christliche Regimekritik geäußert wurde), lud man auch einen Schlossermeister aus unserer Gemeinde, einen einfachen Mann, zur Gestapo vor, damit er zu dem Fall Aussagen machen konnte. Voller Angst saß der gute Mann in der Polizeikaserne und wartete auf Verhör und mögliche Gefängnishaft.

Er hat meinem Vater später erzählt, ihm sei in diesen bangen Momenten plötzlich das Jesuswort in Erinnerung gekommen, „sorgt euch vorher nicht, was ihr reden sollt, sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet!“, das Wort also, welches in unserem Abschnitt steht.

Er habe dann fest und ohne Angst seine Aussage gemacht. Dabei habe ihm noch eine zweite Sache geholfen: die Polizeisekretärin, die seine Aussagen mitschreiben mußte, benutzte eine Schreibmaschine der Marke „Triumph“ – und als er dieses Wort sah, habe er gedacht „wecker triumphiert dann hi?“ (wer triumphiert denn hier). Und ihm sei klar gewesen, daß der Triumph Jesus gehörte.


* erst lange nach dem Krieg hat der englische Geheimdienst die Quelle des Briefes bekannt gemacht: es war eine englische Fälschung



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