Sonntag, 22. August 2010

Nureddin zu "Der Pächter des Weinbergs"




Gott ermahnt seinen Propheten im Koran, dass die Herzen der Menschen in Gottes Hand sind und die Pflicht des Propheten nur darin besteht zu verkünden. Diese Pflicht obliegt auch uns heutigen Muslimen. Als solche können wir nur darum bitten, eine Sohnschaft Jesu zu überdenken, aber müssen die freie Entscheidung jedes Einzelnen schließlich respektieren. Da wir deutschen Muslime im Abendland leben, also in einer eher christlich-aufgeklärten Welt, und viele Christen unsere Freunde nennen dürfen, werden auch ihre Gefühle und Ängste, ihre Freuden und Sorgen ein Teil von uns. Wir können meist gut nachempfinden, können ein wenig in sie hineinschauen.

Der Mensch wird im Koran als Stellvertreter Gottes benannt und die Propheten als die besonders ausgestatteten unter ihnen. Sie sollen die übrigen an Gott und seine Worte erinnern, denn die Menschen neigen zur Vergesslichkeit. Ihr Ego spielt ihnen leicht ein Spiel vor und verleitet sie zu dem Glauben, alles auf Erden, was sie lieb gewonnen haben, sei unvergänglich. Und so lieben sie das Liebgewonnene denn und klammern sich an diese falschen, weil vergänglichen Geliebten.

Der wahre Geliebte sollte aber nur Er sein, Gott allein, ihm gebührt die unvergängliche Liebe. Alles andere sollte in seinem Sinne geliebt werden. Diese Liebe (Weisheit) erlangt man nicht auf Knopfdruck, das geschieht durch Gott und durch einige wenige von ihm ausgesuchten Menschen, durch geduldiges, aufrechtes und wiederholtes Gebet und in der Folge durch stetigen Gehorsam. Die Propheten als eben diese wenigen, ausgesuchten Menschen haben den Auftrag uns „Ottonormalverbraucher“ zu ermahnen und zu erinnern. Die Welt gehört auch den Propheten nicht, sie gehört einzig und allein Gott, uns eingeschlossen.

Er hat alles erschaffen, die Welt und auch wir sind sein Werk. Er hebt uns Menschen in eine Sonderstellung als seine Stellvertreter und leiht uns diese Welt mit all ihren Ressourcen. Solange er uns leben lässt, dürfen wir essen, trinken, besitzen, handeln undsofort. Er schenkt uns Eltern, Kinder, Freunde und vieles mehr. Er schenkt uns Gärten, Häuser und was man denken kann. Alles gibt er ohne unser Zutun. Keinen Augenblick hört sein Werk in und um uns auf. Unser Herz pumpt unaufhörlich Leben in uns, unsere Zellen erneuern sich und unsere Sinne nehmen sehr viele Zeichen Gottes um uns herum wahr.

Die Propheten sollen uns ermahnen, dass wir unseren Verstand einsetzen, um ein würdiger Stellvertreter zu sein. Gott gab und gibt uns alles im Diesseits immer weiter (wenn er das alles, was ihm gehört, wieder wegnehmen wollte, wäre das sein Recht, weil alles seins ist) und will uns noch mehr geben im Jenseits. Das, was er uns bereits gegeben hat, ist nur ein Beispiel von dem, was er uns im Jenseits geben will. Das, was er geben will, ist noch viel herrlicher, als wir in der Lage sind zu verstehen.

Er hat uns bereits so viel gegeben, ohne dass er es nötig hatte, deshalb dürfen wir ihm vertrauen, wenn er uns ein Jenseits verspricht. Darin liegt der Unterschied zwischen Glaube und Unglaube. Er schickt uns Propheten, die uns aufklären, aber er überlässt uns die Wahl, zu glauben oder nicht. Denn neben seiner Herrlichkeit besitzt er auch seine einzigartige Gerechtigkeit, die den Gläubigen für seine Entscheidung belohnen und den Ungläubigen bestrafen wird. Das Paradies ist nicht billig, die Hölle nicht umsonst.

Zu Gericht und Gerechtigkeit gehört nicht nur Milde, sondern auch Härte. Mein Wunsch ist, dass niemand bestraft wird. Was ist aber, frage ich mich, wenn manche alles tun, um zu erreichen, daß sie bestraft werden? Nein, es ist so gut, wie Gott waltet, es wäre nur eine halbe Gerechtigkeit, wenn keine Sanktionen existierten. Dabei ist am Ende seine Gnade größer als unsere, und ich bin optimistisch, dass er schliesslich bei vielen Gnade vor Recht ergehen lassen wird.

Die Pflicht des Gläubigen sollte deshalb sein, jedem Menschen die Augen zu öffnen, bevor es zu spät ist. Es liegt auch darin eine Prüfung für uns Gläubige. Gott will, dass wir die prophetische Aufgabe fortführen und uns für die Anderen einzusetzen. Wie Gülen es formuliert: darin liegt unsere eigene Rettung.



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