Mittwoch, 31. März 2010

Weitere Gleichnisse und ein Naturwunder





Und er sprach zu ihnen: Kommt etwa die Lampe, damit sie unter den Scheffel oder unter das Bett gestellt wird? Nicht damit sie auf das Lampengestell gestellt wird? Denn es ist nichts Verborgenes, das nicht offenbar gemacht werden soll, auch ist nichts Geheimes, das nicht ans Licht kommen soll. Wenn jemand Ohren hat zu hören, der höre!

Und er sprach zu ihnen: Seht zu, was ihr hört! Mit welchem Maß ihr meßt, wird euch gemessen werden, und es wird euch hinzugefügt werden. Denn wer hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird auch, was er hat, genommen werden.

Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch den Samen auf das Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag, und der Same sprießt hervor und wächst, er weiß selbst nicht, wie. Die Erde bringt von selbst Frucht hervor, zuerst Gras, dann eine Ähre, dann vollen Weizen in der Ähre. Wenn aber die Frucht es zuläßt, so schickt er sogleich die Sichel, denn die Ernte ist da.

Und er sprach: Wie sollen wir das Reich Gottes vergleichen? Oder in welchem Gleichnis sollen wir es darstellen? Wie ein Senfkorn, das, wenn es auf die Erde gesät wird, kleiner ist als alle Arten von Samen, die auf der Erde sind; und wenn es gesät ist, geht es auf und wird größer als alle Kräuter, und es treibt große Zweige, so daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können. Und in vielen solchen Gleichnissen redete er zu ihnen das Wort, wie sie es zu hören vermochten. Ohne Gleichnis aber redete er nicht zu ihnen; aber seinen Jüngern erklärte er alles besonders .

Und an jenem Tag sagt er zu ihnen, als es Abend geworden war: Laßt uns zum jenseitigen Ufer übersetzen! Und sie entließen die Volksmenge und nehmen ihn im Boot mit, wie er war. Und andere Boote waren bei ihm. Und es erhebt sich ein heftiger Sturmwind, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot sich schon füllte. Und er war hinten im Boot und schlief auf dem Kopfkissen; und sie wecken ihn auf und sprechen zu ihm: Lehrer, kümmert es dich nicht, daß wir umkommen? Und er wachte auf, bedrohte den Wind und sprach zu dem See: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Warum seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie fürchteten sich mit großer Furcht und sprachen zueinander: Wer ist denn dieser, daß auch der Wind und der See ihm gehorchen?

(Kapitel 4, 21 – 41)


In den Gleichnissen von Jesus geht es häufig um das Reich Gottes. Gleich zu Beginn des Markusevangeliums tritt Jesus mit der zentralen Botschaft hervor Tut Buße, das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Auch Johannes hat dies nach dem Bericht des Matthäus in gleicher Weise gepredigt. Im griechischen Urtext steht an der Stelle für Reich das Wort Basileia, das sich von Basileus, König, ableitet. Die Zuhörer von Jesus werden also an ein Königreich gedacht haben, so wie es damals in seiner stärksten Ausprägung in Rom existierte und in seiner Idealform als Jerusalemer Reich des Königs David in den Herzen der Juden lebte.

Ein solches Königreich Gottes ist dem Koran fremd. Erstaunlicherweise verliert sich die Vorstellung davon auch in der christlichen Kirche recht bald. Die Ursache für dieses Verschwinden ist wohl bereits in der Verkündigung von Jesus selbst angelegt. Seine Reden bauen zwar auf der alten Vorstellung eines jüdischen Reiches mit einem neuen König David an der Spitze auf, er zeigt aber gleichzeitig in seiner eigenen Person, daß er ein vollkommen anderer König ist und über ein Reich herrscht, von dem er am Ende, im Verhör vor Pilatus , sagen wird, daß es nicht von dieser Welt ist.

Festzuhalten ist, daß Jesus zu Beginn immer wieder von der Königsherrschaft Gottes auf der Erde spricht. Die Vergleiche, mit denen er den Charakter dieser Herrschaft verdeutlicht, sind oft organischer Art wie wir heute sagen würden: das neue Reich wächst unter der Erde heran wie eine wachsende Saat, unscheinbar, unsichtbar. Man kann es nicht herbeizwingen, sondern muß mit der Geduld eines guten Bauern das Wachsen der Saat begleiten. Gleichzeitig muß man sich auf den Tag der Ernte vorbereiten, der ein Gerichtstag sein wird. Deshalb ruft Jesus zur Buße auf.

Im letzten Abschnitt unseres Kapitels wird die wundersame Stillung des Sturms auf dem See Genezareth geschildert. Die Christen haben sie zu allen Zeiten als ein Bild für ihr eigenes Leben gelesen und geliebt: das kleine Schiff der eigenen Existenz von den Wellen gepeitscht - und Jesus, der in dem ganzen Sturm völlig unbekümmert bleibt und am Ende den Kleinglauben tadelt. Das weltberühmte Bild des Malers Rembrandt von dieser Szene wurde 1990 aus einem Museum im amerikanischen Boston gestohlen und ist vielleicht das bedeutendste Werk der Kunstgeschichte, das derzeit nur als Fotografie zu bewundern ist.




Freitag, 26. März 2010

Nureddin zu "Die erste Rede"




Der fromme Muslim würde ein neues Licht in die Interpretation dieser Geschichte einbringen. Mal schauen, ob dieses Licht auch die christlichen Herzen erhellt! Wünschen würde ich mir, daß dieses Licht uns zum gleichen Wort zusammenbringt, ohne überheblich zu klingen.

Jesus (Friede sei mit ihm) spricht zur Versammlung seiner Zuhörer über Gleichnisse (Rätsel) Gottes, über die ein jeder nachdenken sollte. Er spricht darüber, wie man auf diese Gleichnisse reagieren sollte, und er prophezeit, daß nur wenigen aus der Versammlung die Lösung der Gleichnisse gelingen wird. Es muß ihm sehr weh getan haben, daß so viele das ferne Glück gegen den nahen Vorteil eintauschen werden. Ein Prophetenherz ist sensibel wie eine Feder.

Ich finde, die Worte Jesu (FSMI) sprechen bis in unsere Zeit. Sie sind zeitlos, weil auch die Probleme der Menschen zeitlos und universel sind. Unter allen Geschöpfen Gottes sind die Menschen am anfälligsten für Probleme, weil sie ein Ego haben und selbst für diese Probleme verantwortlich sind. Ihr Ego verführt sie zu Anmaßungen, etwa wie sich selber zu genügen, zu glauben sein eigener Herr zu sein. usw. Diese Schwäche des Menschen, kennt Satan und stimuliert den Menschen, Fehler zu begehen.

Obwohl Gott Regeln wie Verbote und Gebote zu Gunsten des Menschen aufstellt und diese ein Kompaß für die Lösung der Gleichnisse sind, überfallen den Menschen die anmaßenden Gedanken immer wieder von neuem. Wie kurzsichtig doch die Menschen sind, obwohl sie für das ewige Glück, als Vertreter Gottes auf Erden erschaffen worden sind!

Im besonderen Maße trifft das auf unsere goldenen Tage, in Zeiten also, in denen es uns gut geht. Wenn wir reich, berühmt, populär usw. sind, ist die Versuchung größer, in diese Ohnmacht zu fallen. In den Bedrängnissen des Alltags, in finanziellen Schwierigkeiten, in Alter oder Krankheit werden wir dagegen für Metaphysiches hellhöriger und empfänglicher. Deshalb sind Nöte, Schwierigkeiten oder Probleme keinesfalls Strafen Gottes, sondern können ein Segen für die Erlangung der Glückseligeit sein. Im Umkehrschluss können Reichtum, Wohlstand, Gesundheit oder Jugend das Verderben für unser Jenseits sein.

Auch wir stehen vor der Aufgabe, die Gleichnisse Gottes mit Hilfe des Gotteswortes zu lüften. Diese Hilfe sieht so aus: wir sind im Universum als das Konstrukt einer Schöpfung. Wie jedes Haus einen Architekten hat, hat auch selbstverständlich das Universum und wir einen Architekten. Dieser Architekt hat das Universum und uns erschaffen, weil er sich wie ein Schatz von uns entdecken und bewundern lassen wollte. Diesen Schatz kann man nur mit einer Schatzkarte finden. Ohne die Schatzkarte eines göttlichen Textes, ist es fast unmöglich.

Jesus (FSMI) erklärt der Menge in diesm Sinn sein Gleichnis. Er weiß allerdings durch ein Wunder, daß die Lösung des Rätsels nur den zwölf Aposteln zuteil werden wird und der Rest den Samen des Glaubens nicht keimen lassen wird. Er zählt die Gründe dafür, die oben bereits geschildert wurden. Er ist gekommen um die Leute aufzuklären, aber er weiß, daß sie seinen Weg nicht gehen werden.

Auch Mohammed (FSMI) wurde nicht von allen erhört, wie alle anderen Propheten vor ihm. Denn die Aufgaben der Propheten besteht darin, zu verkünden, zu erklären und einzuladen. Doch die Herzen liegen in der Hand Gottes und nur Gott allein kann diese Herzen berühren und ein Prophet darf sich daher nicht verausgaben.



Mittwoch, 24. März 2010

Die erste Rede





Und wieder fing er an, am See zu lehren. Und es versammelt sich eine sehr große Volksmenge zu ihm, so daß er in ein Boot stieg und auf dem See saß; und die ganze Volksmenge war am See auf dem Land. Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und er sprach zu ihnen in seiner Lehre:

Hört! Siehe, der Sämann ging hinaus, um zu säen. Und es geschah, indem er säte, fiel das eine an den Weg, und die Vögel kamen und fraßen es auf. Und anderes fiel auf das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte; und es ging sogleich auf, weil es nicht tiefe Erde hatte. Und als die Sonne aufging, wurde es verbrannt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Und anderes fiel unter die Dornen; und die Dornen sproßten auf und erstickten es, und es gab keine Frucht. Und anderes fiel in die gute Erde und gab Frucht, indem es aufsproßte und wuchs; und es trug eines dreißig-, eines sechzig- und eines hundertfach.

Und er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Und als er allein war, fragten ihn die, die um ihn waren, samt den Zwölfen nach den Gleichnissen. Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben, jenen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen zuteil, "damit sie sehend sehen und nicht wahrnehmen und hörend hören und nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde ".

Und er spricht zu ihnen: Begreift ihr dieses Gleichnis nicht? Und wie wollt ihr all die Gleichnisse verstehen? Der Sämann sät das Wort. Die an dem Weg aber sind die, bei denen das Wort gesät wird und, wenn sie es hören, sogleich der Satan kommt und das Wort wegnimmt, das in sie hineingesät worden ist. Und ebenso sind die, die auf das Steinige gesät werden, die, wenn sie das Wort hören, es sogleich mit Freuden aufnehmen, und sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind Menschen des Augenblicks; wenn nachher Bedrängnis oder Verfolgung um des Wortes willen entsteht, ärgern sie sich sogleich. Und andere sind die unter die Dornen Gesäten, es sind die, die das Wort gehört haben, und die Sorgen der Zeit und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach den übrigen Dingen kommen hinein und ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht. Und die auf die gute Erde Gesäten sind jene, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen: eines dreißig- und eines sechzig- und eines hundertfach.


(Kapitel 4, 1 -20)


An dieser Stelle wird die erste große Rede von Jesus aufgezeichnet und wiedergegeben. Man darf jetzt also fragen: wenn Jesus eine Botschaft - Nureddin würde sagen eine Sunna - hat, wie lautet sie dann? Die Antwort ist verstörend: Jesus erklärt, daß man seine Botschaft nicht verstehen wird, jedenfalls gilt das für die Masse des Volkes. Er ist nicht gekommen, um die Leute aufzuklären, er redet im Gegenteil wie zu Taubstummen und redet mit dem Ziel, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde.

Diese Zielrichtung wäre ganz und gar gegen jede Vorstellung, wenn sie nicht ein allen Juden bekanntes Zitat enthielte. Jesus gibt hier die Worte wieder, die bei der Berufung eines der berühmtesten Propheten der Bibel, Jesaja, gesprochen werden. Auch Jesaja wird von Gott zu den Menschen als einem blinden und tauben Volk geschickt und darf nicht damit rechnen, verstanden zu werden. Die Szene wird im berühmten sechsten Jesaja-Kapitel geschildert.

Nach meinem Eindruck muß aber auch einem Moslem das Problem bekannt vorkommen, von dem Jesus hier redet. Auch im Koran geht es immer wieder um die Hartherzigkeit der Zuhörer, die das Wort aller Propheten zu allen Zeiten nicht annehmen wollen. Es gibt im Koran Passagen, in denen Mohammed fast verzweifelt wirkt und von Gott getröstet werden muß.

Der Prophet Jesaja fragt übrigens, wie lange dieser Zustand anhalten wird, in welchem die Menschen den Boten Gottes nicht verstehen. Er bekommt eine düstere Antwort, die mit den Worten beginnt: Bis die Städte verwüstet sind... (Jesaja 6, 11)

Die christliche Antwort fällt sehr viel positiver aus, wird aber eigentlich erst später, in den ersten Tagen der Jungen Gemeinde in Jerusalem gegeben. In dem Moment nämlich, an dem die Gemeinde in die Öffentlichkeit tritt, fällt mit einem Schlag der Nebel, der bisher den Zugang zur göttlichen Botschaft verhangen hat. Es geschieht das sogenannte Pfingstwunder, ein Sprachenwunder, in welchem Menschen in der Predigt des Petrus sogar das hören und verstehen können, was nicht einmal in ihrer Sprache gesagt worden ist. Viele ausländische Gäste hören der Predigt in Jerusalem zu, und es ist gerade so, als ob jedem Menschen ein eigener Übersetzer eingepflanzt worden wäre. Alle verstehen alles, und sie lassen es auch sogleich zu, daß sich ihr Leben verändert.

Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg, und es kostet Jesus buchstäblich das Leben, daß er die Sprachlosigkeit zwischen Gott und den Menschen aufheben kann.

Für uns heutige, wie nach dem Pfingstwunder leben und also Jesus verstehen können, enthält der Abschnitt ein wunderbares Bild von der Aufnahmefähigkeit des menschlichen Herzens für, wie man heute sagen würde, spirituelle Dinge. Immer wieder erkennt man sich selbst in dieser Rede wieder, wie man von einem göttlichen Gedanken inspiriert diesem aber dauerhaft keine Wurzelnahrung geben kann oder zusehen muß, wie die Dornen und Disteln des Alltags schneller wachsen als die Frucht dieses Gedankens. Sehr deutlich wird auch, daß es Jesus um die Frucht eines frommen Lebens geht. Wie kaum jemand vor ihm hat Jesus die Gabe, echte und falsche Frömmigkeit in einem Menschen zu unterscheiden, eben an der praktischen Frucht seines Denkens. Davon werden wir im Folgenden noch mehr lesen.



Freitag, 19. März 2010

Nureddin zu "Jünger, Dämonen"




Jesus (Friede sei mit ihm) ruft nur zwölf Leute aus der Menge heraus. Das ist eine relativ kleine Zahl, wenn man die vielen Interessierten bedenkt. Aber Jesus (FSMI) bestimmt eben nur diese zwölf. Warum?

Meiner Meinung nach, sieht er bei diesen zwölf etwas anderes als bei den vielen Schaulustigen und Interessierten. Ich wünschte mir, wir würden über diese glänzenden Gläubigen mehr wissen. Diese glücklichen zwölf erweisen sich anscheinend als echte Gläubige, deren Glauben nicht nur in einem frommen Bekenntnis mündet oder in einem verklemmtem Dogmatismus gefesselt ist. Sie sind bereit, den Glauben nicht nur in das Zentrum ihres Lebens zu stellen, sondern dafür auch alles Erdenkliche in Kauf zu nehmen. Das unterscheidet sie von der Menge und macht sie eben für Jesus (FSMI) zu seinen Jüngern, denen er die prophetische Aufgabe nach ihm anvertraut.

Dieses ist natürlich eine Ehre für sie, aber auch eine Herausforderung, der man nur mit einem absoluten Gehorsam gerecht werden kann. Diese Herausforderung und diese Ehre der zwölf Jünger sollte dem zeitgenössichen Gläubigen den Weg zeigen. Über die zwölf erfährt man aber leider wenig, die vier Bibelverfasser Markus, Mathäus, Lukas und Johannes gehören nicht zu diesen zwölf Aposteln.

Der feste Glauben, der die zwölf auszeichnet und den wir uns als Beispiel nehmen, ist ein kostbares Gut und muss immer beschützt und gepflegt werden, wie ein Juwel. Beschützt durch das Achten der Verbote Gottes und gepflegt durch die Praxis der Gebete. Im Ergebnis liegt das ewige Glück, hier und im Jenseits. Wer diese Regel achtet, wird selbst zu einem Beispiel für seine Umgebung und verhilft anderen ebenfalls zum Glück.

Achtet man nicht auf diese Regel, kann einem dieser Glauben von Gott wieder genommen werden. Weder die Volkszugehörigkeit noch die Nähe zu Jesus (FSMI) gibt einem das Anrecht, auf Lebenszeit diesen festen Glauben zu behalten. Jeder muss sein ganzes Leben lang darum kämpfen. Man sieht es unter anderem bei Judas Iskariot, der Jesus (FSMI), die anderen Gläubigen, Gott und eigentlich auch sich selber verraten hat.

Es gibt für uns Menschen im Leben nichts wichtigeres als den Glauben. Er ist ein Geschenk Gottes und eine Antwort Gottes auf den Wunsch seines Geschöpfes. Der feste, reine Glaube ist die Kernaussage aller Botschaften Gottes an die Menschheit. Diese Kernaussage der Botschaft Jesu (FSMI) ist mit der Religion nach ihm, dem Islam, und mit denen vor ihm gleich.

Die Aufforderung ist immer "Denke nach, sieh die Zusammenhänge und das Gleichgewicht überall und überlege, wer sie gemacht hat und verwaltet. Also erkenne den Schöpfer, der auch Dich erschaffen hat, und höre, was er von dir will. Also liebe ihn, sei ihm ein ergebener Diener und diene ihm soviel du kannst Sei dankbar dafür und lebe nach seinen Regeln. Darin liegt die eigentliche Freiheit und das unendliche Glück."

Wir wissen, Gott ist gnädig, und ich bin optimistisch in Bezug auf sein Urteil über uns Menschen. Jedoch sollte uns genau dieses milde Urteil aufgrund seiner einmaligen Gnade dazu motivieren, mehr aus unserer Chance zu machen.

Die manchmal üble Behandlung, die Jesus (FSMI) von Menschen erfuhr, die ihm eigentlich am nächsten stehen müssten, ist eindrucksvoll. Dieses Schicksal teilen alle Propheten. Jeder Prophet, der seinen Auftrag verkündete und damit für Veränderung sorgte, stiess auf Unverständnis und Ablehnung, bis hin zur Anfeindung von seinen Nächsten. Blutsverwandschaft oder Volkszugehörigkeit ist eine begrenztere, weltliche Nähe. Sie ist weniger als eine Verbundenheit durch den Glauben, der mehr ist, weil unendlich.

Auch die Nähe zu Tempeln, Klöstern und heiligen Schriften können dem Menschen zum Verhängnis werden, wenn er sich einseitig, dogmatisch auf vorgefasste Meinungen versteift und im Gewand dieser Heiligkeiten seine eigenen Interessen verfolgt und damit die Religion missbraucht. Diese erbärmliche Haltung der Gelehrten gegenüber Jesus (FSMI) ist symptomatisch für viele vor seiner Zeit, und auch in unserer Zeit finden wir sie bei Würdenträgern, die ihre Ämter und die ihnen anvertrauten Menschen missbrauchen und betrügen.

Die Juden warteten auf den Messias (FSMI), und als er endlich kam, haben sie ihn nicht erkannt, sondern sogar angefeindet. Das Amt und das Ansehen der Schriftgelehrten waren ihnen wichtiger geworden als Gott, und sie missbrauchten die Thora als ein Strafgesetzbuch gegenüber den Menschen. Sie sahen in der Person Jesu (FSMI) eine Gefahr für ihre Macht und bekämpften ihn, zusammen mit den polytheistischen Römern. Das ist eine merkwürdige Allianz, aber logisch, wenn man sich ihre Ziele vor Augen führt.



Montag, 15. März 2010

Jünger, Dämonen und eine fundamentale Kritik




Und er steigt auf den Berg und ruft zu sich, die er wollte. Und sie kamen zu ihm; und er berief zwölf, damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende, zu predigen und Vollmacht zu haben, die Dämonen auszutreiben. Und er berief die Zwölf, und er gab dem Simon den Beinamen Petrus; und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und er gab ihnen den Beinamen Boanerges, das ist Söhne des Donners; und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Thaddäus und Simon, den Kananäer, und Judas Iskariot, der ihn auch überlieferte.

Und er kommt in ein Haus. Und wieder kommt die Volksmenge zusammen, so daß sie nicht einmal Brot essen konnten. Und als seine Angehörigen es hörten, gingen sie los, um ihn zu greifen; denn sie sagten: Er ist von Sinnen.

Und die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sagten: Er hat den Beelzebul, und: Durch den Obersten der Dämonen treibt er die Dämonen aus. Und er rief sie zu sich und sprach in Gleichnissen zu ihnen: Wie kann Satan den Satan austreiben? Und wenn ein Reich mit sich selbst entzweit ist, kann dieses Reich nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst entzweit ist, wird dieses Haus nicht bestehen können. Und wenn der Satan gegen sich selbst aufgestanden und mit sich entzweit ist, kann er nicht bestehen, sondern er hat ein Ende. Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken gebunden hat, und dann wird er sein Haus berauben. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Söhnen der Menschen vergeben werden und die Lästerungen, mit denen sie auch lästern mögen; wer aber gegen den Heiligen Geist lästern wird, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig; - weil sie sagten: Er hat einen unreinen Geist.

Und es kommen seine Mutter und seine Brüder; und sie standen draußen, sandten zu ihm und riefen ihn. Und eine Volksmenge saß um ihn her; sie sagten aber zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen suchen dich. Und er antwortete ihnen und spricht: Wer sind meine Mutter und meine Brüder? Und er blickte umher auf die um ihn im Kreise Sitzenden und spricht: Siehe, meine Mutter und meine Brüder! Wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.


(Kapitel 3, 13 – 35)


Hier ist nun also die bereits angekündigte Stelle, in der alle zwölf Jünger namentlich vorgestellt werden. Zu den beiden bereits im ersten Kapitel genannten und auch später meist prominent erwähnten Brüderpaaren Simon (Petrus) und Andreas sowie Johannes und Jakobus kommen acht weitere Jünger hinzu, von denen die meisten im weiteren Verlauf nicht wieder erwähnt werden. Der ebenfalls im ersten Kapitel erwähnte Zöllner Levi wird nicht unter die Zwölf gerechnet, er ist einer von den Nachfolgern, die nur zu einem erweiterten Kreis gehören.

Unter den Jüngern kommen zwei Namen doppelt vor: Simon und Jakobus, sie werden im Folgenden durch einen Namenszusatz (Simon Petrus und Simon der Kananäer) oder den Vatersnamen (Jakobus, Sohn des Zebedäus, Jakobus, Sohn des Alphäus) unterschieden. Daß hier der Name Alphäus sowohl für den zweiten Jakobus als auch für den Zöllner Levi als Vater genannt wird, betrachten die meisten Ausleger als eine zufällige Namensgleichheit zweier unterschiedlicher Personen.

Man kann aus dem Grad der Angleichung dieser Vornamen an griechische Formen ein wenig über das Leben in der damaligen Weltkultur erahnen - aus Jakob ist Jakobus geworden, aus Matthija Matthäus. Andreas und Philippus haben sogar Namen ganz ohne jüdische Wurzeln. Schon in diesen Namen deutet sich an, was wenig später selbstverständlich wird: die Botschaft von Jesus wird in Griechisch um die Welt gehen.

Die Beherrschung der Dämonen bringt Jesus sicherlich einiges Ansehen ein, er erscheint als ein Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten. Aber gerade in diesem Punkt beschuldigen die von Jerusalem gekommenen Autoritäten ihn offen, mit Tricks zu arbeiten, indem er eigene dämonische Kräfte gegen die Dämonen einsetzt.

Möglicherweise kannten sich diese Autoritäten gut mit Dämonen aus. Irgendwo habe ich gelesen, daß sich die römischen Feldherren bei ihren verschiedentlichen Zügen durch Israel Menschen vorführen ließen, die von Dämonen besessen waren. Sie ließen sich dann von den Priestern zeigen, wie diese Dämonen ausgetrieben wurden. Offenbar gab es im Volk ein altes Wissen, aber eben auch ein Wissen um Manipulationen.

Da gleichzeitig auch die Verwandten von Jesus offene Zweifel an seiner Sendung äußern, nimmt Jesus jetzt sehr ausführlich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen Stellung. Der Kern seiner Argumentation ist ein Hinweis auf seine göttliche Sendung: er ist in das Haus des Starken, des Obersten der Dämonen, eingedrungen und hat ihm eine grundlegende Niederlage zugefügt. Hier zeigt sich sein auch später immer wieder erhobener Anspruch, einen grundsätzlichen Herrschaftswechsel herbeiführen zu wollen. Mit ihm kommt die basileia to theou, wie es im griechischen heißt, die Königsherrschaft Gottes (basileus = König, theos = Gott), oder wie meist übersetzt wird das Reich Gottes, über das Jesus noch in vielfältiger Weise reden wird.

Mit der Rede über seine Mutter und seine Brüder zeigt sich ein Teil der öffentlichen Verkündigung von Jesus, den seine Zuhörer später als eine harte Rede bezeichnen werden und sich deshalb teilweise von ihm abwenden. An solchen Stellen wird deutlich, daß ein christliches Bild vom lieben Jesus nicht der ganzen Wirklichkeit seines Auftretens gerecht wird.

Wir sind am Ende des dritten von insgesamt 16 Kapiteln angelangt und haben immer noch keine seiner großen, an das ganze Volk gerichteten Reden gehört. Das wird sich aber mit dem nun folgenden vierten Kapitel ändern.



Mittwoch, 10. März 2010

Nureddin zu "Sabbat"




Ich sehe im Bruch des Sabbats auch einen Rechtsanspruch Jesu (Friede sei mit ihm). Es erscheint mir, daß er damit auf seinen Auftrag als der Gründer einer neuen Religion aufmerksam macht. Er beendet eine Zeit der alten Schule und eröffnet eine neue. Er rechtfertigt seine Tat damit, daß er an den Propheten David (FSMI) erinnert, der es genauso tat und den Sabbat brach. Als Muslim sehe ich durch diesen Vergleich wieder einmal Jesus (FSMI) als einen Propheten.

Schön ist die Botschaft, daß Gott weder einen Sabbat noch unsere Gebete braucht. Wir Menschen brauchen sie, und wenn Gott eine neue Form der Religion für uns bestimmt, so müssen wir uns dementsprechend verändern. Die Regel Gottes werden für uns gemacht, und wenn er es will, werden sie verändert und wir haben Folge zu leisten.

So simpel diese Formel auch klingt, so tückisch ist sie für uns einfache Menschen. Wir Menschen verhalten uns gerne als kleine Götter, indem wir uns z.B. dogmatisch auf Formeln versteifen und den tiefen Sinn oft vernachlässigen. Wir missbrauchen die Macht der Ämter, die wir uns selber geben. Wir sehen die Macht oder unseren Reichtum oder unser Wissen nicht als Gottes Geschenk und als große Verantwortung an, sondern oft nur als Mittel, um uns zu rechtfertigen und unsere Position zu verteidigen.

Oft geschieht das gegen den Willen Gottes. Wir einfache Menschen sind nicht flexibel für Veränderungen, Propheten sind es dagegen schon. Propheten zeigen uns den rechten Weg. Wir haben sie anzuerkennen und ihnen zu folgen. Das geht aber nur, wenn wir die Scheuklappen abnehmen und unser Ego als unseren großen Feind erkennen.

Die Pharisäer der damaligen Zeit stören sich natürlich an dem allen, weil sie sich wie die Wächter der Moral verhalten. Ihr Ansehen ist gefährdet, ihr Geschäft mit der Religion auch. Das ist Grund genug für sie, Jesus (FSMI) ermorden zu wollen. Leider gibt es diese Pharisäer immer wieder, auch in unserer Zeit, und sie richten sich gegen jeden, der eine schwere prophetische Aufgabe annimmt.

Zu den Besonderheiten Jesu (FSMI) zählt seine Gabe, medizinische Wunder zu vollbringen. Alle Propheten haben Wunder vollbracht, sie dienen als Zeichen ihres Auftrages. Da jede Zeit von einer besonderen Entwicklung geprägt ist, zielten die Wunder der Propheten auch meist auf die besondere Auffälligkeit der Zeit ab. In der Zeit Mose (FSMI) war die Zauberei sehr auffällig, so daß sich seine Wunder z.B. mit seinem Stock, der sich in eine Schlange verwandelte, eher um dieses Thema abspielten. Bei Mohammed (FSMI) war es die Literatur, so daß der Koran als das grösste Wunder Mohammeds (FSMI) betrachtet wird. Bei Jesus (FSMI) war es damals die Medizin, die sehr die Aufmerksamkeit der Menschen erweckte.

Deshalb versammelten sich die vielen Menschen um Jesus (FSMI). So wie ein Magnet eine Wirkung auf Metallpulver entfaltet, entfaltete die Heilwirkung Jesu (FSMI) bei den Menschen eine ähnliche Anziehungskraft. Aber den Propheten geht es nicht um Wunder sondern um die Botschaft, die sie so unter die Leute bringen konnten.

Als Ersatz für den Sabbat haben wir Muslime den Freitag als Ruhetag. Er ist bei uns viel lockerer als der Sabbat bei den Juden. Es gibt unser Freitagsgebet und die Freizeit mit der Familie und mit dem Freundeskreis. Doch auch am Freitag soll man etwas tun, vielleicht etwas Soziales, etwas Gutes. Damit dient man Gott auf eine ganz besondere Weise.



Sonntag, 7. März 2010

Sabbat





Und es geschah, daß er am Sabbat durch die Saaten ging; und seine Jünger fingen an, im Gehen die Ähren abzupflücken. Und die Pharisäer sagten zu ihm: Sieh, was tun sie am Sabbat, das nicht erlaubt ist? Und er spricht zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er Mangel hatte und als ihn und die, die bei ihm waren, hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging zur Zeit Abjatars, des Hohenpriesters, und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch denen gab, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen geschaffen worden und nicht der Mensch um des Sabbats willen; somit ist der Sohn des Menschen Herr auch des Sabbats.

Und er ging wieder in die Synagoge; und es war dort ein Mensch, der eine verdorrte Hand hatte. Und sie lauerten auf ihn, ob er ihn am Sabbat heilen würde, damit sie ihn anklagen könnten. Und er spricht zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und tritt in die Mitte! Und er spricht zu ihnen: Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, das Leben zu retten oder zu töten? Sie aber schwiegen. Und er blickte auf sie umher mit Zorn, betrübt über die Verhärtung ihres Herzens, und spricht zu dem Menschen: Strecke die Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand wurde wiederhergestellt. Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten mit den Herodianern sofort Rat gegen ihn, wie sie ihn umbringen könnten.

Und Jesus entwich mit seinen Jüngern an den See; und es folgte eine große Menge von Galiläa und von Judäa und von Jerusalem und von Idumäa und von jenseits des Jordan und von der Gegend rings um Tyrus und Sidon, eine große Menge; da sie hörten, wieviel er tat, kamen sie zu ihm. Und er sagte seinen Jüngern, daß ihm wegen der Volksmenge ein Boot bereitgehalten werden sollte, damit sie ihn nicht drängten. Denn er heilte viele, so daß alle, die Leiden hatten, sich auf ihn stürzten, um ihn anzurühren. Und wenn die unreinen Geister ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder und schrien und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und er bedrohte sie sehr, daß sie ihn nicht offenbar machten.

(Kapitel 2,22 - 3,12)

Auch bei diesem Abschnitt frage ich mich, ob ein Moslem vielleicht etwas Neues daraus lesen kann. Zunächst – er wird (ganz ähnlich wie ein Christ) die Aufregung der jüdischen Autoritäten bezüglich des Sabbats nicht verstehen. Im Islam ist der Sabbat ersetzt durch die ständige Ruhe, die der Moslem an jedem Tag der Woche in seinen regelmäßigen fünf Gebeten findet. Im Christentum ist der Ruhetag zwar noch vorhanden, er wird aber im Vergleich mit dem jüdischen Sabbat weniger streng gehandhabt und ist außerdem um einen Tag verschoben – vom letzten Tag der Woche, nach jüdischer Vorstellung, auf den ersten, den Tag der Auferstehung von Jesus.

Kann man über Fragen des Sabbats so streiten, daß am Ende Mordgedanken entstehen, wie wir es oben von den Pharisäern* lesen? Man kann es offenbar, allerdings nur wenn man den jüdischen Sabbat ganz ernst nimmt und zu einem zentralen Gedanken des Glaubens macht. Das ist durchaus denkbar, denn im Sabbat kommt ja nicht nur alles zur Ruhe, es kommt in in einem tiefen Sinn auch alles zu sich selbst und zum Frieden. Die Familie sammelt sich, die Bewegung von Ort zu Ort hört aufgrund des strengen Reiseverbots auf, das Gottesvolk kann in Ruhe zu sich selbst kommen.

Einige Ausleger** sehen den Kern der Aufregung über die Sabbatverletzungen durch Jesus genau in diesem Punkt: wer zu Jesus kommt, erlebt einen neuen, vollkommen veränderten Sabbat. Bei Jesus ist der Sabbat mehr als nur die Versammlung der jüdischen Glaubensgenossen am wöchentlichen Feiertag. Bei Jesus ist man unmittelbar beim „Herrn des Sabbats“, wie er von sich selbst sagt. Das Leben in seiner Nähe ist ein Sabbat in höherer Form.

Dies kann nicht ohne Folgen für das Verhältnis zwischen Jesus und seinen jüdischen Volksgenossen bleiben. Er löst mit dem auf ihn zentrierten Sabbat den Zusammenhalt des Volkes auf. Er begründet einen vollkommen neuen Zusammenhalt, und zwar im Kreis der ihm folgenden Menschen.

Im weiteren Verlauf von Kapitel 3 macht er das am Beispiel seiner Familie deutlich, die er mit recht schroffen Worten zurückweist und die er durch die Menge der ihm zuhörender und zustimmenden Menschen ersetzt - die sind seine neue Familie. Sie sind der Kern des neuen Volkes Gottes und für sie ist immer Sabbat, wenn sie bei Jesus sind.

Am Ende unseres Abschnittes sind es erneut die Dämonen, die von Jesus als dem Sohn Gottes sprechen. Das sollte man allerdings nicht so verstehen, daß diese Aussage sozusagen von zweitklassigen Zeugen getroffen wird. Im Gegenteil – die Botschaft von Jesus (und auch schon von Johannes) ist eng mit dem Gedanken verbunden, daß ein neues Reich Gottes vor seiner Ankunft steht. Es wird seine Macht gegen die Mächte der Finsternis wenden, und die Finsternis sieht es deutlich kommen - und fürchtet sich.

Die Ortsbezeichnungen weisen auf einen regen Zulauf zu Jesus hin - es sind Menschen aus dem heutigen Jordanien dabei ebenso wie Menschen aus Phönizien (Tyrus und Sidon am Mittelmeer, heute im Libanon) und aus dem damals nicht mehr rein jüdischen Südreich zum Golf von Akaba hin (Idumäa). Jesus wird über die Grenzen seines Landes bekannt.

*die Pharisäer waren angesehene Fromme der Jesuszeit, die sich durch strenge Einhaltung der alttestamentlichen Regeln hervortaten; über die hier ebenfalls erwähnten Herodianer sind sich die Ausleger nicht einig, möglicherweise sind es einflußreiche Hofbeamte des in Galiläa damals regierenden Königs Herodes Antipas, der in Kapitel 6 erwähnt wird

**besonders schön und eindrücklich: der Papst in seinem Jesusbuch



Dienstag, 2. März 2010

Nureddin zu "Sündenvergebung"




Das Markusevangelium auf diese Weise mit einem christlichen Freund zu lesen und andere daran teil haben zu lassen, ist für mich eine Ehre. Gleichzeitig ist es eine große Herausforderung und Verantwortung. Die Verantwortung besteht darin, auf der eine Seite der muslimischen Interpretation treu zu bleiben und gleichzeitig die christlichen Herzen nicht zu sehr in Bedrängnis zu bringen. Das ist ein Spagat, der mich herausfordert, dem ich mich aber gerne stelle. Wie kann ich die Aussage des Islams mit der Aussage des Christentums kompatibel und akzeptabel herüberbringen, damit ein Grundvertrauen entsteht, ohne die Gefühle der Gläubigen beiderseits zu sehr anzustrengen?

Mein Wunsch ist es nicht, einen Wettbewerb der Religionen anzufachen oder gar den christlichen Glauben zu verunglimpfen. Mein Wunsch ist es, zum Nachdenken anzuregen und einen Weg zu finden, auf dem sich Christen und Muslime einig werden können. Für mich erscheint dieser Weg der Weg zu sein, sich auf die Einheit Gottes zu einigen (in dem Sinn, daß er nur Einer ist), denn beide, Christentum und Islam sind ja monotheistische Religionen.

Die Muslime glauben, daß die großen Propheten jeweils einen Nachfolger angekündigt haben und daß dazu einige deutliche Hinweise in den heiligen Schriften stehen. So glauben wir, daß die Juden den Erlöser erwarteten, aber daß sie dann, als Jesus (Friede sei mit ihm) kam, ihn leider nicht anerkannten. Wir glauben, daß auf die gleiche Weise auch Muhammed (FSMI) vorher angekündigt aber bei seinem Erscheinen nicht anerkannt wurde.

Weil die jüdischen Schriftgelehrten Jesus (FSMI), als eine Bedrohung für ihre Religion angesehen haben, bildeten sie mit den herrschenden polytheistischen Römern eine Allianz gegen Jesus (FSMI) und gegen das Christentum. Die Schriftgelehrten glaubten, daß sie nur auf diese Weise weiterhin Priester im Tempel und damit angesehen bei dem Volk bleiben konnten.

Die These, daß die jüdischen Autoritäten einzig und allein nur etwas an der Gottheit von Jesus auszusetzen hatten, finde ich nicht ganz gelungen. Die Autoritäten haben an jeder Form von Risiko etwas auszusetzen, das ihre Position bedroht. Eine wachsende, unkontrollierbare Christengemeinde unter der Führung von Jesus (FSMI), war für die damaligen Autoritäten eine Bedrohung. Diese Lehre forderte die alte Lehre der Juden heraus und selbstverständlich auch die polytheistische Lehre der Römer.

An dieser Bibelstelle wird deutlich, wie weit Menschen gehen können, wenn sie übertreiben. Die Schriftgelehrten, die als Fachleute unter den Gläubigen am besten wissen müssten, wie weit ein Mensch mit seinem Urteil gehen darf, begehen einen großen Fehler und urteilen über eine Sache, über die sie als Menschen (auch als Schriftgelehrte) nicht urteilen dürfen.

Folgende Frage ist interessant: Wie kommt es dazu, daß man sich selbst als ein Gelehrter so verhält? Die Gründe dafür muss man in der Natur des Menschen suchen. Die Menschen sind anfällig für Macht, Ruhm und Geld. Selbst die Nähe zu heiligen Stätten, heiligen Schriften etc. ist keine Garantie für Unfehlbarkeit. Im Gegenteil kann sie, wie in diesem Beispiel deutlich zu sehen ist, sogar zum Verhängnis werden.

Dabei sind wir alle ja nur einfache Menschen, vor Gott gleich, es spielt dabei keine Rolle, ob wir Priester, Minister oder Bauern sind. Deshalb muss ein Gläubiger sich immer vor der Übertreibung hüten. Tue, was du zu tun hast und lass Gott sein Tun, das wäre richtig gewesen. Kein Priester, kein Schriftgelehrter, auch kein "Apostel" Markus soll übertreiben. Aber Markus übertreibt hier, wie die Schriftgelehrten, in dem er Jesus (FSMI) sprechen lässt, als wäre er Gott.

Wir glauben, daß Jesus (FSMI) nie übertrieben hat und nie eine Behauptung über seine Gottheit geäussert hätte. Da hier diese Stelle aber davon spricht, muss es sich um eine der Stellen handeln, die verfälscht wurde. Wir wissen, daß die vier Evangelien von keinem echten Apostel niedergeschrieben worden sind, die Jesus(FSMI) gesehen und erlebt haben. Die ersten wurden ca. 40 - 100 Jahre nach ihm geschrieben. Schon allein die Existenz von vier Evangelien im neuen Testament, ausgewählt im Konzil von Nicea durch Schriftgelehrte, aus Hunderten von Evangelien (die restlichen wurden zu Apokryphen* erklärt) sagt alles.

Versetzt man sich nun einmal, in die Rolle der Schreiber und versucht die Geschichte von vor 40 Jahren zu schreiben, dann wird man feststellen, daß es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich ist, alles fehlerfrei wiederzugeben. Hinzu kommt noch die bewusste Indoktrination der Römer und der schriftgelehrten Juden, um die Urbibel völlig aus dem Lot zu holen. Deshalb glauben wir, daß alle Bibelstellen, die von der Gottheit Jesu (FSMI) sprechen, nicht mehr dem Original entsprechen.

*Der Begriff wurde im 2. Jahrhundert von christlichen Theologen geprägt und bedeutete, die ausgegrenzten Schriften, als Irrlehre oder Fälschung. Quelle Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Apokryphen





Montag, 1. März 2010

Sündenvergebung





Und nach einigen Tagen ging er wieder nach Kapernaum hinein, und es wurde bekannt, daß er im Hause sei. Und es versammelten sich viele, so daß sie keinen Platz mehr hatten, nicht einmal vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. Und sie kommen zu ihm und bringen einen Gelähmten, von vieren getragen. Und da sie ihn wegen der Volksmenge nicht zu ihm bringen konnten, deckten sie das Dach ab, wo er war; und als sie es aufgebrochen hatten, lassen sie das Bett hinab, auf dem der Gelähmte lag. Und als Jesus ihren Glauben sah, spricht er zu dem Gelähmten: Kind, deine Sünden sind vergeben. Es saßen dort aber einige von den Schriftgelehrten und überlegten in ihren Herzen: Was redet dieser so? Er lästert. Wer kann Sünden vergeben außer einem, Gott?

Und sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, daß sie so bei sich überlegten, und spricht zu ihnen: Was überlegt ihr dies in euren Herzen? Was ist leichter? Zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind vergeben, oder zu sagen: Steh auf und nimm dein Bett auf und geh umher? Damit ihr aber wißt, daß der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - spricht er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett auf und geh in dein Haus! Und er stand auf, nahm sogleich das Bett auf und ging vor allen hinaus, so daß alle außer sich gerieten und Gott verherrlichten und sagten: Niemals haben wir so etwas gesehen!

Und er ging wieder hinaus an den See, und die ganze Volksmenge kam zu ihm, und er lehrte sie. Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zollhaus sitzen. Und er spricht zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Und es geschieht, daß er in seinem Hause zu Tisch lag, und viele Zöllner und Sünder lagen mit Jesus und seinen Jüngern zu Tisch, denn es waren viele, und sie folgten ihm nach. Und als die Schriftgelehrten der Pharisäer ihn mit den Sündern und Zöllnern essen sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Mit den Zöllnern und Sündern ißt er? Und Jesus hörte es und spricht zu ihnen: Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer fasteten; und sie kommen und sagen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht? Und Jesus sprach zu ihnen: Können etwa die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen weggenommen sein wird, und dann, an jenem Tag, werden sie fasten. Niemand näht einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Gewand; sonst reißt das Eingesetzte von ihm ab, das neue vom alten, und ein schlimmerer Riß entsteht. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche; sonst wird der Wein die Schläuche zerreißen, und der Wein und die Schläuche verderben; sondern neuen Wein füllt man in neue Schläuche.


(Kapitel 2, 1- 22)

Mit dieser Geschichte kommen wir zum ersten Mal an eine Stelle, an der ein Moslem möglicherweise mehr versteht als ein Christ. Für den Christen ist die Geschichte sehr vertraut, zu vertraut, er hat sie vermutlich bereits im Kindergottesdienst gehört und sich dabei an den besonders spektakulären Umständen dieses Heilungswunders gefreut. Ein Dach wird abgedeckt, der Staub rieselt, und am Ende trägt ein geheilter Lahmer sein Bett nach Hause. Der Christ, der das alles kennt, hat natürlich sehr wohl verstanden, daß es Jesus um zweierlei geht, die Vergebung der Sünden und die Heilung der Krankheit, aber in Erinnerung behalten hat er wohl meist nur die Heilung. Daß Jesus auch Sünden vergibt, das ist für einen Christen eine liebe und gewohnte Selbstverständlichkeit, auf die er an dieser Stelle wenig achtet.

Für einen Moslem ist es dagegen eher ein Skandal. Ich habe mich mit Nureddin oft über die Barmherzigkeit Gottes unterhalten und von ihm gelernt, daß er ganz selbstverständlich ebenso wie ich an eine Vergebung der Sünden glaubt. Aber ebenso selbstverständlich ist es für ihn, daß diese Vergebung erst am jüngsten Tag erfolgen wird und daß sie nur von einer einzigen Instanz ausgesprochen werden kann: von Gott selbst.

Diese Anschauung ist deckungsgleich mit der Anschauung der Juden. Sie empfinden es damals wie heute als eine Lästerung, daß ein Mensch sich anmaßt, Sünden zu vergeben. Jesus weiß das, und er reagiert auf die Einwände der Umstehenden, indem er sogleich das Heilungswunder folgen läßt. Von nun an ist aber klar, was eine Heilung durch Jesus bedeuten soll: es wird darin etwas vorgezogen, was eigentlich erst in Jüngsten Gericht geschehen soll, nämlich die Vergebung der Sünden und die Befreiung von allen Lasten, auch von den krankmachenden.

Ich hatte im ersten Kapitel versucht, die für einen Moslem anstößige Behauptung weniger schwerwiegend zu machen, Jesus sei ein von Gott gezeugter Mensch. Ich hatte gesagt, daß er lediglich adoptiert worden ist. Nun zeigt sich im zweiten Kapitel aber sogleich, daß der adoptierte Sohn Rechte für sich in Anspruch nimmt, die eigentlich nur seinem Vater zustehen. Dies kann ich im Gespräch mit Nureddin sicherlich nicht klein machen. Ich kann nur hoffen, daß er trotzdem weiterliest.

Ich kann außerdem einen zweiten Punkt in unseren bisherigen Gesprächen vertiefen. Wir haben oft darüber geredet (und Nureddin hat in den ersten Kommentaren hier im Blog ja auch deutlich zu der Frage geschrieben), ob Jesus möglicherweise erst von seinen Nachfolgern, besonders von Paulus, zu dem gottähnlichen Wesen gemacht worden ist, das die Christen verehren und das die Moslems ablehnen, weil es ihrer Vorstellung eines reinen Monotheismus widerspricht. Von dieser Szene ausgehend, in der Jesus Sünden vergibt, muß man nun sagen, daß Jesus wesentliche Attribute seiner Ähnlichkeit mit Gott bereits zu seinen Lebzeiten beansprucht hat.

Dies gilt natürlich nur, wenn der Bericht des Markus richtig ist. Für diese Annahme spricht allerdings, daß hier nach meinem Eindruck sehr deutlich der einzige Grund dargelegt wird, warum Jesus am Ende zum Tode verurteilt wird. Als wohltätiger Arzt und auch als zur Buße aufrufender Prediger wäre er nie mit dem jüdischen und römischen Autoritäten in Konflikt geraten. Als die Sünden vergebender Gottessohn ist er für beide Parteien unerträglich.

Wir sehen also hier - mit Dank an die uns zur Verfügung gestellte muslimische Brille! - zum ersten Mal den Skandal, den das Auftreten von Jesus mit sich bringt. Dieser Skandal setzt sich, das sei noch kurz erwähnt, in den nun folgenden Geschichten fort, in denen Jesus die unter den Juden verhaßten Steuerpächter ("Zöllner") zu Jüngern macht und die strengen asketischen Vorschriften der anderen frommen Leute durchbricht.

Erstmals spricht Jesus hier von sich als vom Sohn des Menschen. Für einen Moslem wird das sympathisch klingen, es betont die Menschlichkeit von Jesus. Für die ersten Christen wurde es eine ernste Aufgabe, in der Erinnerung an Jesus einen Ausgleich zu finden zwischen seinen menschlichen und seinen göttlichen Attributen. Gelöst wurde die Frage erst im Jahre 325 durch eine Kompromißformel, die beim Konzil von Nicäa gefunden wurde, dem heutigen Iznik in der Türkei.